Würzburg (POW) Die Diözese Würzburg muss für das Jahr 2010 mit einem deutlichen Einbruch der Kirchensteuereinnahmen rechnen. In folgendem Interview spricht Bischöflicher Finanzdirektor Dr. Adolf Bauer über die aktuelle finanzielle Situation des Bistums.
POW: Im Haushaltsplan der Diözese Würzburg für das Jahr 2010 sind die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise deutlich zu spüren. Wie würden Sie die aktuellen Planungen umschreiben?
Dr. Adolf Bauer: Die Diözese Würzburg muss für 2010 mit einem außergewöhnlich deutlichen Einbruch bei den Einnahmen aus der Kirchensteuer rechnen. Vor allem die Finanz- und Wirtschaftskrise, aber auch steuerrechtliche Veränderungen sind für den erheblichen Rückgang verantwortlich. Wir gehen nach unseren – pessimistisch kalkulierten – Schätzungen von einem Minus von über zehn Prozent aus: Das sind rund 14,5 Millionen Euro weniger als im Jahr 2009. Dennoch können wir auch für 2010 einen soliden Haushalt vorstellen. Die Diözese Würzburg muss trotz der geringeren Einnahmen keine Kredite aufnehmen und sich nicht verschulden. Notwendig ist aber eine Entnahme aus den Rücklagen in Höhe von 3,4 Millionen Euro. Das ist vor allem deshalb notwendig, um die schon massiv gekürzten Mittel für Baumaßnahmen nicht völlig zurückfahren zu müssen. Wir wollen damit vermeiden, dass durch aufgeschobene Bauprojekte noch größere bauliche Belastungen auf uns zukommen. Die Einschnitte sind hart. Die Jahre 2010 und 2011 dürften finanziell schwierige Jahre für das Bistum werden. Ich bin aber zuversichtlich, dass sich die Volkswirtschaft erholt und sich die Beschäftigungslage verbessert.
POW: Wie wirkt sich der reduzierte Haushaltsplan auf Baumaßnahmen aus?
Bauer: Wir müssen bei Baumaßnahmen massiv auf die Bremse treten, können aber dringend notwendige Projekte finanzieren. Begonnenes soll fertiggestellt werden können. Obwohl wir den Bau-Etat um 8,8 Millionen Euro reduzieren, wird es keinen Baustopp geben. Neue Projekte werden nur dann angegangen, wenn die Kosten gesichert sind. Renovierungen werden heuer vor allem dort durchgeführt, wo bereits die Finanzierung in den vergangenen Jahren sicher gestellt werden konnte. Angesichts des Rückgangs der Katholikenzahl ist aber stets der Baubestand in den Gemeinden auf die pastoralen Bedürfnisse hin zu prüfen. Dabei wird man in bestimmten Bereichen auch feststellen müssen, dass sich kirchliche Rechtsträger in Einzelfällen auch von Immobilien trennen müssen. Die derzeitige Reduzierung im Bau-Etat bedeutet zunächst eine zeitliche Streckung der nötigen Baumaßnahmen. Sollten die Einnahmen 2010 doch besser ausfallen als von uns geschätzt, werden die zusätzlichen Mittel in Bauinvestitionen fließen.
POW: Und wie steht es um die Personalkosten?
Bauer: Die Personalkosten nehmen fast 70 Prozent des Haushaltsvolumens ein. Eingerechnet haben wir bereits einen tariflich bedingten Anstieg der Gehälter um zwei Prozent. Die vereinbarten Stellen können auch besetzt werden. Einen Einstellungsstopp wird es nicht geben.
POW: Welche Bereiche bleiben von Kürzungen verschont?
Bauer: Als Beispiel darf ich den Bereich der Kindergärten und Kindertageseinrichtungen nennen. Hier sind – nach einem außerordentlichen Ansatz im Jahr 2009 – immerhin zwei Millionen Euro eingeplant. Der Umbau von Kindergärten und Kinderkrippen wird auf hohem Niveau vorangetrieben und der laufende Betrieb unterstützt. Der Einsatz der Kirche für Kinder, Jugendliche, Familien, Senioren, für Menschen aller Altersgruppen soll weiterhin auf dem Niveau der Vorjahre finanziell unterstützt werden. So fließen über 1,5 Millionen Euro allein in die Ehe-, Familien- und Lebensberatung, die wir fast ohne staatliche Hilfen schultern müssen. Auf konstantem Niveau bleibt auch die Hilfe für werdende Mütter, für Arbeitslose und für Katastrophenopfer. Gerade das jüngste Erdbeben in Haiti hat gezeigt, wie wichtig eine rasche Unterstützung der Arbeit von Caritas international oder anderer Hilfswerke durch die deutschen Diözesen ist.
POW: Ihre Prognose für die kommenden Jahre?
Bauer: Langzeitprognosen sind allenfalls begründete Vermutungen. Für 2010 ist von einem leichten Wachstumstrend auszugehen, der aber kaum eine positive Veränderung auf dem Arbeitsmarkt herbeiführen dürfte. In meiner über 30-jährigen Dienstzeit als Finanzdirektor war mir immer wichtig, dass ein Jahreshaushalt nicht für sich allein steht, sondern auf andere aufbaut. Unsere Planungen sind stets mittelfristig angelegt. In den vergangenen Jahren konnte die Diözese viele Investitionen tätigen. Jetzt heißt es, Projekte zurückzustellen. Für 2012 hoffe ich auf eine Normalisierung.
(0510/0153; E-Mail voraus)
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