Zeit für Gemeinschaft und Stille
Ein bewegtes Jahr liegt hinter uns. Vor wenigen Tagen hat der Bundespräsident den Deutschen Bundestag aufgelöst. Auf die Neuwahl warten viele Menschen mit Ungeduld oder Sorge. Die Demokratie hat in den letzten Jahren arge Wunden erlitten und ebenso die schwächelnde deutsche Wirtschaft.
Ein kriegerisches Jahr liegt hinter uns. Das Regime in Syrien wurde vaporisiert von verschiedenen Rebellengruppen. Israel hat im Libanon, in Gaza und auf dem Golan sowie im Kampf gegen den Iran die Oberhand bekommen. Russland siegt sich weiter von Pyrrhussieg zu Pyrrhussieg wirtschaftlich in den Ruin. Die künftige Litauer deutsche Brigade probt sehr konkret die Abwehr russischer Truppen. Zahlreiche Cyber- und andere hybride Angriffe aus dem Osten sind schon jetzt spürbar.
In dieser Zeit braucht es ein dickes Fell, auch in der Kirche. Die real sichtbare Kirche besteht aus Menschen, von denen manche furchtbaren Schaden angerichtet haben. Durch Sexualpräventionskonzepte, Datenschutzkonzepte, Strukturreformen inklusive dem Aufgeben zahlreicher Kirchgebäude plagen sich die alten und nun auch die neuen Kirchenvorstände. Mancher kehrt der Institution Kirche den Rücken.
Wozu ist dann jetzt Zeit? Ich denke, zu Gemeinschaft und Stille. Ich habe mich sehr gewundert, wie viele Menschen das Angebot zur wöchentlichen christlichen Meditation zur Adventszeit in unserer Gemeinde wahrgenommen haben. Welche Sehnsucht wurde hier gestille? Es ist eine Zeit, in der nicht viel geredet wird, man aber doch zusammen ist. Gemeinschaft und Stille: Das scheint gut zu tun. Das Handy ist stumm geschaltet, die Menschen spüren und sehen einander, aber es fallen nicht viele Worte. Mit einem freundlichen Blick, einer Umarmung, aber ohne viel Lärm nehmen die Teilnehmenden die Stille mit nach Hause wie einen Schatz.
Dieser Stille in Gemeinschaft möchte ich das neue Jahr widmen. Worte haben ihren Platz, aber es muss auch mal gut sein. In der aufmerksamen Stille spüre ich Verbundenheit. Die Hektik der Aktionen entpuppt sich als nicht wirklich wohltuend. Ich kann genießen: Dass ich da bin, meine Nächsten, Gott. Brauche ich wirklich mehr? Gott wird sich um das, was ich wirklich brauche, sorgen. Selig bin ich doch dann, wenn das wilde Meer meiner Seele von einem Ruf Jesu zur Ordnung gerufen wird. Warum sollte ich dann noch Angst haben? Schenken wir einander die Verbundenheit in der Nachfolge Jesu und gönnen wir einander öfter, einfach miteinander da zu sein und auf Gottes Antwort zu warten.
Ihr Pfarrer Martin Hild, Münnerstadt.