Das evangelische und katholische Dekanat hatte diese Veranstaltung organisiert. Über 100 Interessierte waren gekommen. Auf dem Podium saßen der Beauftragte für interreligiösen Dialog und Islamfragen der Evangelischen Kirche in Bayern Rainer Oechslen, die muslimische Theologin und Religionswissenschaftlerin Hamideh Mohagheghi und die Dialogbeauftragte des Bistums Würzburg Gabriele Lautenschläger. Matthias Wiedemann, Redakteur bei der Mainpost, moderierte die Veranstaltung.
Inhaltlich ging es um die Bedeutung von Religion für die Integration von Migranten; um die Frage, welche Faktoren Integration erschweren; wo interreligiöser Dialog stattfindet und ob es schwierig sei, muslimische Ansprechpartner und -partnerinnen vor Ort zu finden. Ferner kamen Ängste und ablehnende Haltungen unter der christlichen Mehrheitsbevölkerung zur Sprache sowie konkrete Erfahrungen bei der Überwindung von Vorurteilen.
Der Islam habe in unserer Zeit ein denkbar schlechtes Image, stellte Frau Mohagheghi fest. Er werde vor allem als eine "Religion der Gewalt" wahrgenommen. Diese permanente Konfrontation mit negativ vorgefassten Urteilen bedeute für die Mehrheit der Muslime eine erhebliche Belastung. Dies betreffe sowohl die vielen Flüchtlinge, die vor Gewalt geflohen seien als auch die vielen Muslime, die längst integriert und Teil der hiesigen Gesellschaft seien. Dennoch habe sie Hoffnung für den interreligiösen Dialog, stellte Frau Mohagheghi fest.
Von christlicher Seite wurde ebenfalls klargestellt, dass es auch in schweren Zeiten keine Alternative zum Dialog der Religionen gebe. Dies sei an der Basis längst eine gängige Praxis und werde auch von den Kirchenleitungen gefördert und unterstützt. Zumal gerade die Kirchen schon seit den 1960-er Jahren in der Integrationsarbeit aktiv sind. Im Unterschied zu Gastarbeitern aus christlich geprägten Ländern wie Italien, Spanien, Polen oder Griechenland konnten muslimische Gastarbeiter in unserem Land nicht an vorhandene religiöse Strukturen und Institutionen anknüpfen. Das erschwerte die Integration und begünstigte die Abhängigkeit von islamischen Herkunftsländern.
Umso wichtiger sei der Aufbau von Islamisch-Theologischen Studienzentren, wie er in neuester Zeit an fünf Universitäten in Deutschland betrieben werde. Hier können künftig muslimische Religionslehrer und -lehrerinnen, Wissenschaftler und muslimische Geistliche ausgebildet werden. Für die praktische Dialog- und Integrationsarbeit vor Ort wurde das zwischenmenschliche Vertrauen als wichtiges Fundament einer konstruktiven Zusammenarbeit hervorgehoben. Auch die Bedeutung von "Brückenbauern" wurde genannt. Menschen, die in zwei Kulturen und Sprachen beheimatet seien, könnten wichtige Vermittlungsarbeit leisten. Notwendig seien viele kleine und große Schritte. Dabei empfiehlt es sich, nicht nur zu diskutieren, sondern gemeinsam etwas zu tun.
(Text: Dr. Gabriele Lautenschläger
Foto: Anand Anders)

