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Wenn Gewalt unerträglich wird

Zuflucht für Frauen in Not – Frauenhaus Würzburg des Sozialdienstes katholischer Frauen legt Jahresbericht 2005 vor

Würzburg (POW) Hierher kommen Frauen, die körperlich, seelisch oder sexuell misshandelt werden oder von Misshandlung bedroht sind. Und ihre Zahl steigt, wie aus dem Jahresbericht 2005 des Frauenhauses Würzburg hervor geht. Die vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) getragene Einrichtung bot 2004 32 Frauen und 25 Kindern Schutz, 2005 suchten dort 34 Frauen mit 34 Kindern Zuflucht. „Die Zahl der Belegtage ist gegenüber 2004 von 2631 auf 2821 angestiegen“, erklärt Ursula Henneken, Leiterin des Frauenhauses. Für maximal fünf Frauen und fünf Kinder hat die Einrichtung Platz. 2005 mussten deswegen 57 Personen an andere Häuser verwiesen werden. „Vier Frauen mussten länger als ein halbes Jahr blieben. Das hat die Situation zusätzlich verschärft“, sagt Henneken.

Zusammen mit Claudia Mennig teilt sie sich eine Sozialpädagogenstelle. Eine Erzieherin mit einer halben Stelle sowie eine Fachhochschulpraktikantin ergänzen das Team der Hauptamtlichen, die sich um den Kreis der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen kümmern. „Diese Frauen sind wegen ihrer unterschiedlichen Lebens- und Berufserfahrung eine bereichernde Unterstützung für unsere Arbeit. Nur durch ihre Mitarbeit ist es möglich, Gruppenabende für die Frauen anzubieten und die Rufbereitschaftszeiten für uns entlastend abzudecken“, sagt Henneken. Fast 1600 Stunden investierten die Ehrenamtlichen 2005 in ihre Tätigkeit für das Frauenhaus.

Zuständig ist die Einrichtung für Stadt und Landkreis Würzburg, den Landkreis Kitzingen sowie den Landkreis Main-Spessart. „In Ausnahmefällen nehmen wir auch Frauen zum Beispiel aus Nordrhein-Westfalen auf, wenn sie aus Sicherheitsgründen weit weg von ihrem Mann untergebracht werden müssen“, sagt Mennig. Entgegen gängigen Klischees seien es größtenteils deutsche Männer, die gegenüber ihren Frauen gewalttätig werden. 2005 betrug der Ausländeranteil der Frauen und Kinder rund neun Prozent.

„Im Frauenhaus verläuft der Alltag nicht ohne Spannungen. Mitunter treffen verschiedene Kulturen, Lebenswelten und Einstellungen aufeinander. Das ist in unseren Augen besonders wertvoll: Wir leiten die Frauen an, damit sie Konflikte konstruktiv lösen können. Davon profitieren sie dann auch für die nächste Beziehung“, ist sich Henneken sicher. Im Durchschnitt bleiben die Frauen und ihre Kinder 41 Tage, bevor sie eine neue Bleibe aufsuchen. Gut ein Viertel ging 2005 zurück zum Partner. Nur etwa ein Drittel fand ein eigenes neues Zuhause. „Gerade in Würzburg wird es immer schwerer, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Und wenn Vermieter dann hören, dass die ARGE die Miete zahlt, die Frau allein erziehend ist und vielleicht auch Ausländerin, sagen viele schnell: Die Wohnung ist vergeben“, erzählt Henneken von ihren Erfahrungen. Dabei zahle wohl kaum jemand so pünktlich und zuverlässig Miete wie die ARGE.

Mit der frustrierenden Wohnungssuche setzte sich fort, was die Frauen im Durchschnitt sieben Jahre lang erduldet haben, ehe sie sich ans Frauenhaus wenden: „Sie erleben wieder eine Form der Gewalt. Sie werden ausgegrenzt.“ In der Beziehung beginne die Gewalt oft mit Sätzen wie „Du gehörst ganz mir“. Laut Statistik erfahre mindestens jede vierte Frau im Alter von 16 bis 80 Jahren körperliche oder sexuelle Übergriffe. Oft steigere sich die anfangs subtil ausgeübte Macht des Partners, indem die Frauen dann in der Wohnung eingesperrt und ihnen das Telefon weggenommen wird. „Kommt es zu Schlägen, verschweigen die Frauen beim Arzt oft die wahre Ursache. Zum Teil aus Scham, zum Teil, weil sie sich und ihre Kinder schützen wollen.“ Diesen Frauen Lösungen und Wege aufzuzeigen, sei Schwerpunkt der Beratung, die teils telefonisch, teils persönlich erfolge.

„Uns ist es wichtig, den Frauen eine Würde zuzusprechen, ihr Schicksal zu würdigen“, erklärt Mennig. Darauf zielten auch die Freizeitangebote im Frauenhaus. „Dieses Jahr haben wir einen Steinmetz geholt, der den Frauen gezeigt hat, wie sie aus einem Stein eine Skulptur schaffen können. Die Resultate haben die Frauen sichtbar stolz und selbstbewusst gemacht.“

Nähere Informationen sowie der Jahresbericht sind erhältlich bei: Frauenhaus SkF Würzburg, Postfach 5568, 97005 Würzburg, Telefon 0931/450070, Fax 0931/4500719, E-Mail fh@skf-wue.de, Internet www.frauenhaus.skf-wue.de.

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