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Uraufführung im Kiliansdom

Oratorium „Der Sohn des Zimmermanns“ von Wilfried Hiller zum 65. Jahrestag der Zerstörung Würzburgs – Domkapellmeister Berger: „Wird für Diskussionsstoff sorgen“ – Im Auftrag der Abbé-Vogler-Stiftung entstanden

Würzburg (POW) Es ist ein großes Projekt, und in vielfacher Hinsicht ein mutiges dazu: Am Donnerstag, 28. Januar, haben die Verantwortlichen im großen Probesaal der Würzburger Dommusik das Oratorium „Der Sohn des Zimmermanns – Szenen nach dem Neuen Testament“ des Komponisten Wilfried Hiller vorgestellt. Es wird am 16. März, dem 65. Jahrestag der Zerstörung Würzburgs, um 19.30 Uhr im Kiliansdom uraufgeführt. Das Libretto schrieb Professor em. Dr. Winfried Böhm (Würzburg).

Weihbischof em. Helmut Bauer und Bischöflicher Finanzdirektor Dr. Adolf Bauer unterstrichen bei der Pressekonferenz die Bedeutung der Kirchenmusik, welcher sich die von ihnen ins Leben gerufene Abbé-Vogler-Stiftung (siehe „Aktuelles Lexikon“) verpflichtet wisse. Im Rahmen des 260. Geburtsjahrs des gleichnamigen Komponisten habe die Musikstiftung der Diözese Würzburg das Oratorium in Auftrag gegeben, betonte der Weihbischof. Als herausragenden Termin für die Uraufführung habe man schließlich den 16. März gewählt.

Domkapellmeister Professor Martin Berger wird die Uraufführung am 16. März und das zweite Konzert am 17. März leiten. „Es ist uns ein tiefes Anliegen, das Werk vor der Uraufführung zu kommunizieren“, sagte er. Das Opus habe unter anderem das Ziel, die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer religiöser Musik neu zu beleben. Im 20. Jahrhundert sei kein Oratorium entstanden, das sich Jesus widme. Im 21. Jahrhundert sei das vorliegende Werk das erste zum Thema. „Egal, wie es beurteilt wird: Es wird als künstlerisches Zeugnis unserer Epoche übrig bleiben.“ Auch wenn das Werk sich nicht explizit Jesus als dem Christus widme, sei es ein Glaubenszeugnis.

Das vom am meisten aufgeführten zeitgenössischen Komponisten Wilfried Hiller komponierte Werk sei nicht zuletzt wegen der über 200 Mitwirkenden und seiner außergewöhnlichen Instrumentierung, unter anderem mit 33 Bratschen und vier Harfen, eine „sehr große Herausforderung“. Berger dankte dem Domkapitel, das sich sehr offen gezeigt habe für ein Werk, „wie es in dieser Radikalität noch nie im Dom zu sehen war“. Er attestierte Hiller, der aus terminlichen Gründen nicht an der Vorstellung teilnehmen konnte, eine große Virtuosität im Umgang mit den musikalischen Mitteln.

Schon diese werde für Diskussionsstoff sorgen, zum Beispiel wenn bei der Szene mit Pilatus ein 60 Personen starker Männerchor nicht nur die Kreuzigung fordere, sondern mehrere Minuten lang dazu aggressiv einen Rhythmus mit Steinen klopfe. Überhaupt verwende der Orff-Schüler Hiller eine Vielzahl an Schlaginstrumenten aus allen Erdteilen, die zum Teil an vier festen Plätzen in der Kathedrale, zum Teil mobil zum Einsatz kommen. „Da bei der Vergabe des Kompositionsauftrags der Dom als Ort der Uraufführung feststand, hat Hiller diese Instrumente bewusst gewählt, weil sie gut große Räume füllen.“ Eine klare Absage erteilte Berger etwaigen Erwartungen an große szenische Inszenierungen: „Der Dom ist kein Theater.“ Dennoch sei das Werk bewusst so angelegt, dass es auch für eine spätere szenische Umsetzung offen sei.

In sieben Szenen nach einem Libretto von Professor Böhm wird das Leben des historischen Jesus anhand neutestamentlicher Szenen dargestellt. „Wir wollten kein Passionsspiel oder klassisches Oratorium schaffen. Vielmehr ist das Werk jetzt sowohl als Oratorium als auch als Oper spielbar“, erläuterte Böhm. Besonderer Kunstgriff: Jesus wird gar nicht dargestellt. „Das rührt daher, dass Hiller sich für diese Rolle einen Tenor wünschte, ich mir einen Bariton.“ So entschieden die beiden sich, Jesus nur im Spiegel seiner Zeitgenossen auftreten zu lassen, um so eine Art „Christologie von unten“ zu betreiben. Jesus werde zwar als Mensch dargestellt, aber so, dass jeder sich hinterher die Frage stellen müsse: Ist es denn zu glauben, dass das nur der Sohn des Zimmermanns war? Intensiv haben Böhm und Hiller um die endgültige Fassung gerungen. Wenig verwunderlich, haben Größen wie Richard Wagner oder Jean Sibelius sich schon an dem Thema die Zähne ausgebissen: Wagner brach das Libretto ab, Sibelius vernichtete die Partitur kurz vor der geplanten Uraufführung.

Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, Bau- und Kunstreferent der Diözese Würzburg, rühmte die Uraufführung von „Der Sohn des Zimmermanns“ als wichtiges Ereignis, welche die Eingangstür für das Projekt „Endspiel – Würzburger Apokalypse 2010“ weit öffne. Apokalypse werde von vielen Zeitgenossen als Schreckensszenario verstanden. Die hervorragende Arbeit von Böhm und Hiller mache aber deutlich: Es gibt einen Grund der Hoffnung, personifiziert in Jesus. Lenssen dankte allen Beteiligten, insbesondere den über 150 ehrenamtlichen Sängerinnen und Sängern der Würzburger Dommusik.

Die Katholische Akademie Domschule und die Dommusik veranstalten am Donnerstag, 11. März, um 19.30 Uhr im Sankt Burkardushaus eine Einführung in das Oratorium. Daran wirken Wilfried Hiller, Winfried Böhm und Martin Berger mit. Der Bayerische Rundfunk zeichnet die Uraufführung auf und sendet sie am Ostermontag, 5. April, um 20.05 Uhr im Hörfunkprogramm BR-Klassik.

(0510/0136; E-Mail voraus)

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