In Bewegung für Gerechtigkeit - dies ist der Leitspruch der KAB in der Diözese Würzburg. Sie blickt inzwischen auf ihr 125-jähriges Bestehen zurück. In welcher Weise ihr Einsatz für mehr Gerechtigkeit, über die innerkirchlichen Grenzen hinaus, mitten in unsere plurale Gesellschaft reicht, wurde bei dem Treffen mit Mitgliedern des Interreligiösen Gesprächskreises deutlich.
Konflikte am Arbeitsplatz, Mobbing, Kündigung, Krankheit, Behinderung, Frauenrechte, offener Lohn, Arbeitslosigkeit, Altersarmut: Ein ganzes Bündel gesellschaftlicher Entwicklungen und drängender Probleme verlangt gegenwärtig nach angemessenen Urteilen und gerechten Entscheidungen. Dazu zählen auch globale Flucht- und Wanderbewegungen von Menschen, Marginalisierung, Rechtlosigkeit, kulturelle Entwurzelung und schutzlose Ausgesetztheit. Gefragt sind hierbei Politik, Wirtschaft, Medien und Wohlfahrtsverbände. Aber auch die Überlieferungen der Religionen nennen sozialethische Kriterien und Motive, die die Wahrnehmung dafür schärfen, was schief liegt und was nottut. Ihre prophetische Kritik motiviert nicht nur das Denken, sondern drängt darauf, vernünftige Einsichten auch praktisch umzusetzen.
Gläubige aus drei Religionen trugen bei dem Gesprächstreffen Texte aus ihren Überlieferungen vor. Gott will Gerechtigkeit - dies ist eine zentrale Erkenntnis aller Religionen. Das Buch Jeremia im Alten Testament nennt Gott den "Herrn, unsere Gerechtigkeit" (Jer 23,6). Die Bergpredigt Jesu nennt jene selig, "die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit" (Mt 5,6). Im Islam ist "Gerechtigkeit" einer der 99 Namen Allahs und im Koran heißt es, dass Gott seine Gesandten schickt, damit "die Menschen Gerechtigkeit üben" (57,26). In den Botschaften des Bahá'u'lláh aus 'Akká (4:34) heißt es: "Halte dich fest an der Gerechtigkeit und klammere dich an die Unparteilichkeit, damit du nicht aus selbstischen Beweggründen die Religion wie eine Falle handhabst und die Wahrheit nicht dem Golde zuliebe missachtest."
(Text und Fotos: Dr. Gabriele Lautenschläger)
