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Überwältigendes Zeugnis

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann beim Tag der Ehejubilare am Montag, 6. Juli 2009, im Würzburger Kiliansdom

Liebe Schwestern und Brüder,

liebe Ehejubilare hier im Dom und nebenan in Neumünster,

wie überwältigend viele Eheleute, die in diesem Jahr ein Ehejubiläum feiern, sind heute zur großen Danksagung nach Würzburg gekommen. Haben Sie herzlichen Dank dafür!

Danken möchte ich Ihnen aber auch für Ihr Glaubens- und Lebenszeugnis, das Sie in den vergangenen 25, 50 oder gar 60 gemeinsamen Lebensjahren gegeben haben.

Als Sie geheiratet haben, hing der Himmel voller Geigen, wie man so sagt. Sie wissen, dass dies aber nicht so geblieben ist. Die Herausforderungen des Alltags, die Krisen in der Gesellschaft wie im persönlichen Leben haben wohl alle gebeutelt. Und doch, Sie sind zu einem Segen für uns alle geworden! Je mehr die Ehe in unserer Gesellschaft angefragt wird und all zu oft scheitert, umso mehr sind die Ehepaare gefragt, die uns eine geglückte Liebes- und Lebensbeziehung vorleben. Dass so viele von Ihnen den Weg zu den Frankenaposteln auf sich genommen haben, zeigt, dass Sie um den Segen Gottes wissen und ihn auch weiterhin für ihre Ehe erhoffen.

Unser verstorbener Papst Johannes Paulus II. hat sich schon als junger Priester darum bemüht – wie Papst Benedikt XVI. einmal sagte – „lieben zu lehren“ (Ansprache von P. Benedikt XVI, 11.05.06). Dafür stehen seine szenischen Meditationen über das Sakrament der Ehe, die den Titel tragen: „Der Laden des Goldschmieds“. Drei Paare erzählen dort in Monologen und inneren Dialogen die Geschichte ihrer Liebe und Ehe. Teresa und Andreas, ein Brautpaar davon, gehen in den Laden des Goldschmiedes, um sich die Eheringe auszusuchen.

„Lange schaute uns der Goldschmied in die Augen. Ein letztes Mal prüfte er das edle Metall und sprach dabei tiefe Gedanken aus, die sich auf merkwürdige Weise in mein Gedächtnis gruben“, sagte Andreas und wiederholte die Worte des Goldschmiedes: „Das Gewicht dieser goldenen Ringe ist nicht das des Metalls, sondern das spezifische Gewicht des Menschen, eines jeden von euch und beider zusammen. Ach, das Eigengewicht des Menschen, sein spezifisches Gewicht! Kann es lastender und zugleich weniger fassbar sein? Es ist das ständig wirkende Gewicht der Schwerkraft, die unseren kurzen Flug bindet. Die Flugbahn beschreibt die Form einer Parabel, die Form einer Ellipse, es ergibt sich die Form des Herzens… Ach, das Eigengewicht des Menschen!“ (Karol Wojtyla, Der Laden des Goldschmieds, Herder 1979, 5. Aufl., 28f.)

Ja, das Eigengewicht des Menschen mit seinen Höhen und Tiefen, Erwartungen und Schwächen, macht es nicht leicht, eine Ehe zu leben, die den innerweltlichen Erwartungshorizont durchbricht und bis in den Seinsgrund Gottes, der die Liebe ist, vorstößt. Unser Heiliger Vater Papst Benedikt XVI. hebt dabei ein grundlegendes Element der Ehe hervor, das den Kern der ehelichen Liebe anspricht: die Verwurzelung der ehelichen Liebe in der Liebe Gottes. So der Papst wörtlich: „Die Heilige Schrift offenbart uns, dass die Berufung zur Liebe zu jenem authentischen Abbild Gottes gehört, das der Schöpfer seinem Geschöpf einprägen wollte, als er es dazu berief, ihm gerade in dem Maße ähnlich zu werden, in dem es für die Liebe offen ist. Der den Körper des Mannes und der Frau kennzeichnende Geschlechtsunterschied ist also nicht einfach nur eine biologische Gegebenheit, sondern gewinnt eine viel tiefere Bedeutung: Er bringt jene Art von Liebe zum Ausdruck, durch die Mann und Frau – wie es in der Heiligen Schrift heißt – ‚ein Fleisch’ werden und so eine wahre Gemeinschaft von Personen verwirklichen können, die für die Weitergabe des Lebens offen ist; auf diese Weise arbeiten sie mit Gott an der Zeugung neuer Menschen zusammen.“ (Ansprache vom 11.05.06)

In seiner Enzyklika „Deus caritas est“ betont der Heilige Vater noch einmal, dass gerade durch die Liebe „das christliche Gottesbild und auch das daraus folgende Bild des Menschen und seines Weges“ erhellt wird (Deus caritas est, 1). Gott hat diesen Weg der Liebe gewählt, um das innerste Geheimnis seines dreifaltigen Lebens zu offenbaren.

Sie, liebe Eheleute, haben an diesem unauslotbaren Geheimnis Anteil. Wenn es auch Brüche gab, und nicht jeder Tag eitel Sonne und Wonne war, so haben Sie doch als Familie Ihren Kindern Orte der Geborgenheit geschenkt, an denen sie heranwachsen durften und auch etwas vom Geheimnis der Liebe Gottes erfahren dürfen. Dazu gehört auch Hingabe und Verzeihen.

Von meinen Eltern weiß ich, dass sie abends nie ins Bett gegangen sind, ohne einander zu verzeihen. Den Blick darauf wach zu halten, dass der andere glücklich wird, ist wohl ein wesentlicher Grund für ein geglücktes Eheleben.

So möchte ich Ihnen mit Ihren Kindern und all Ihren Lieben dafür danken, dass Sie uns heute ein so überwältigendes Zeugnis Ihres gemeinsamen ehelichen Lebensweges geben. Sie setzen damit ein großes Zeichen der Hoffnung für alle junge Menschen, die auf der Suche nach einer gelingenden Liebe sind. Sie machen beeindruckend öffentlich, dass Ehe kein auslaufendes Modell, sondern die solide Grundlage unserer Gesellschaft ist.

Damit aber auch Ihre gemeinsame Zukunft von der Liebe Gottes getragen wird und Sie Salz der Erde und Licht der Welt (vgl. Mt 5,13-16) sein können, wollen wir Ihnen am Ende dieser Dankesmesse mit allen anwesenden Bischöfen und Priestern noch einmal paarweise den Einzelsegen spenden. Amen.