Evangelium
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird sagen, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird. Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden. Alles, was der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt: Er nimmt von dem, was mein ist, und wird es euch verkünden. Johannes 16,12–15Ja, dieser Tag wird als Hochfest gefeiert und für mich ist es auch ein Hochfest. Es geht um „Dank für das Werk der Schöpfung und der Erlösung“ – diese Worte stellt das Schott-Messbuch (Lesejahr C) dem vierten Hochgebet voran. Theologisch darf man das Hochfest der Heiligsten Dreifaltigkeit verstehen als eine Zusammenfassung der Heilsgeschichte. Es richtet den Blick auf Gott, der die Welt (und den Menschen) geschaffen hat, auf Jesus, der uns erlöst hat, und den Heiligen Geist, der in dieser Welt weiterwirkt.
Im Alltag und in den Gottesdiensten erinnern wir uns oft wohl eher unbewusst an dieses Geheimnis: Wir beginnen (fast) jede religiöse Feier mit dem Kreuzzeichen. Es gehört einfach dazu. Warum? Eine Erklärung gefällt mir am besten. Das Geheimnis der Heiligsten Dreifaltigkeit ist mit dem biblischen Wort Liebe zu „verstehen“. Aus Liebe hat Gott die Welt erschaffen; aus Liebe hat Jesus sich hingegeben; aus Liebe begleitet der Geist uns durch diese Zeit. Was Liebe vermag, dürfen die meisten Kinder erfahren, wenn sie von ihren Eltern (um ihrer selbst willen!?) geliebt und angenommen werden. Was Liebe vermag, wünschen sich alle Jugendlichen, wenn ihnen Verständnis entgegegengebracht wird (auch Respekt und Achtung!). Was Liebe vermag, „verstehen“ Verliebte am besten.
Was Liebe vermag, dürfen (Gott sei Dank) sehr viele kranke und sterbenskranke Menschen erfahren, wenn sie spüren: Da ist jemand bei mir. Was Liebe vermag, ist nicht nur ein Wunsch von Papst Franziskus, wenn er Barmherzigkeit einfordert. Er setzt, wie Jesus, dem Hass und der Vergeltung die Liebe entgegen. Er setzt die Liebe auch vor das Recht (wobei er, wie Jesus, das Recht nicht verteufelt!). Was für Realitäten und Wünsche tun sich uns hier auf!? Es bleibt leider die Frage, warum es dir und mir nicht immer gelingt, diese Liebe umzusetzen und zu erfahren? Das Vorbild der Heiligsten Dreifaltigkeit ist „absolut“. Das heißt: Wir bemühen uns um die Liebe; dennoch ist unser Bemühen Stückwerk. Wir werden unser Vorhaben nicht immer umsetzen können. Die drei göttlichen Personen hingegen leben die Liebe uneingeschränkt. Wir können uns an ihnen ausrichten und wir können im Gebet Unterstützung erhoffen. Der Glaube, dass unser auferstandener Herr Jesus Christus alles überwunden hat, gibt mir die Zuversicht und die Überzeugung, dass meine Liebe (bruchstückhaft) gelingt. Das Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit ist ein wunderbares Fest! Es ermutigt uns, mit Gott in den drei Personen ein Leben in Fülle zu leben!
Wolfgang Zopora („wolfgang.zopora@ bistum-wuerzburg. de“) ist Pfarrvikar in der Pfarreiengemeinschaft „TauberGau, Röttingen“.
