Würzburg (POW) Mgo Mkrtschian ist der Gewinner des Tischtennisturniers in der Würzburger Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber. Der 39-jährige Armenier gewann das Match nach spannenden dreieinhalb Stunden. Zahlreiche Zuschauer verfolgten das Sportspektakel, das sie ein wenig von ihrem tristen Alltag ablenkte.
Leben auf engstem Raum mit vielen Menschen aus unterschiedlichen Kulturräumen, wenig Privatsphäre, oft Arbeitsverbot, Sozialhilfe als Sachleistung, Essenspakete, kaum Möglichkeiten, die Freizeit zu gestalten. Und das oft über viele Jahre. Warten auf Bescheide oder den Rückflug: Das Leben in Gemeinschaftsunterkünften deprimiert auf Dauer und macht traurig. Viele Bewohner haben nur wenig Hoffnung für sich und kaum noch Zutrauen in ihre Fähigkeiten. Dafür aber viel Zeit und Langeweile.
In der ehemaligen US-Kaserne in der Veitshöchheimer Straße in Würzburg, die heute als Gemeinschaftsunterkunft für über 300 Asylbewerber dient, unterhalten der Würzburger Diözesan-Caritasverband und das Bayerische Rote Kreuz in Zusammenarbeit mit der Regierung von Unterfranken eine Zentrale Rückkehrberatung für Flüchtlinge. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versuchen immer wieder, den Alltag ihrer Klienten und Familien mit Freizeitaktivitäten aufzulockern. Sport verbindet Menschen – egal welcher Nationalität – auch ohne Sprache. Daher organisierten Katrin Lickej und Franziska Bauer, Praktikantinnen der Würzburger Fachhochschule und der Fachoberschule Kitzingen, ein Tischtennisturnier. 16 Spieler aus Eritrea, Äthiopien, dem Irak, der Russischen Föderation und Armenien wagten sich unter den Augen vieler Dutzend Zuschauer an die Platten.
Nach dreieinhalb Stunden nahm Turniersieger Mgo Mkrtschian als Preis einen kleinen WM-Tisch in Empfang. Die Zweit- und Drittplatzierten gewannen Busfahrkarten nach Würzburg. Dazu bekamen die besten acht Spieler WM-Taschen und T-Shirts aus Beständen der Firma Hyundai, die Getränke spendierte die Firma Goll. Für die Männer war das Spiel mehr als nur einige Stunden Sport. Einige entdeckten vergessene Fähigkeiten wieder, zwei hatten in ihren Heimatländern Tischtennis in Vereinen gespielt. Andere kannten den Sport, hatten ihn aber seit mehreren Jahren nicht mehr ausgeübt. Das Turnier verlief fair. Einem gelungenen Satzball spendeten alle Zuschauer anerkennend Beifall. Turniersieger Mkrtschian nimmt diese schöne Erinnerung mit nach Hause. Er ist inzwischen wieder bei seiner Familie in Armenien.
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