Würzburg (POW) Die Auswirkungen der aktuellen Krise auf den Einzelnen hat Weihbischof Ulrich Boom beim Kiliani-Wallfahrtsgottesdienst für Arbeitnehmer, Betriebsräte, Kolpingsfamilien, Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) und Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) am Donnerstagabend, 9. Juli, vor rund 1000 Gläubigen im Kiliansdom näher beleuchtet. „Viele Menschen unserer Tage erfahren sich nicht als Gesegnete. Sie erleben sich eher gebeutelt, oft ausgebeutet.“
Vermeintlich sicher Geglaubtes wie Rücklagen oder die Rente sei nicht mehr verlässlich. „Wen wundert es, wenn das Leben so fixiert ist auf das Jetzt, dass wir Angst vor dem Morgen haben, nicht mehr wissen, wo uns der Kopf steht, und der Mensch dann durchdreht“, sagte Weihbischof Boom. Die Vertrauenskrise in der Gesellschaft habe auch die Wirtschaft eingeholt. Doch trotz Finanzkrise und Wirtschaftsflaute: „Es gilt nicht, die Welt schlecht zu reden. Wohl auch nicht so: es soll alles besser werden und alle sollen es besser haben. Alle sollen es gut haben. Das reicht“, sagte Weihbischof Boom.
Ausdrücklich lobte der Weihbischof die Sozialenzyklika „Caritas in veritate“ von Papst Benedikt XVI., die passend zum Treffen der G8 im italienischen L’Aquila veröffentlicht wurde: „Es geht um die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, die nur im Kontext der Gemeinschaft, für die es Verantwortung zu übernehmen gilt, ganz zur Entfaltung kommt.“ Differenziert betrachte der Papst darin die Finanzwelt, die Kreditinstrumente, den Wirtschaftswettbewerb, die Unternehmensentwicklung und richte sich an Unternehmer wie Beschäftigte. Auch finde er klare Urteile im Blick auf die Ökologie. „Den Lebensstil, den wir bislang gelebt haben, kann nicht die ganze Welt und können wir nicht auf Dauer leben“, mahnte der Weihbischof. Wohlergehen für alle werde erreicht, wo die Menschen sich dem Zuspruch und dem Anspruch Gottes stellen. „Wir sind Christen, damit die Welt erfährt, dass sie nicht von allen guten Geistern verlassen ist, und damit wir ein Segen sind“, sagte der Weihbischof. Das Beispiel der Frankenapostel zeige, wie ein Leben im Vertrauen auf Gott gelinge. „Wer sich geborgen weiß, spürt, dass ihm Gutes getan und gesagt ist, er gesegnet ist.“ Wo Vertrauen verbreitet werde, sei Leben möglich. „Da werden wir zum Segen für die Welt“, rief Weihbischof Boom den Gläubigen im Dom zu.
Mehr als 80 Fahnenabordnungen zogen zu Beginn der Feier mit dem Weihbischof, Domkapitular Monsignore Hans Herderich, Kolping-Präses Domvikar Stephan Hartmann und KAB-Präses Diakon Peter Hartlaub in die Kathedrale ein. „Ein schönes Bild zu sehen, wie Christen deutlich Flagge zeigen und auch im Sturm zu einer guten Sache stehen“, kommentierte Weihbischof Boom das Bild. Unter anderem begleiteten Metzger, Bäcker, Glaser, Maurer, Zimmerleute, Elektriker, Friseure und Spengler die Fahnen ihrer Zünfte, Innungen und Berufsverbände – zum Teil in traditioneller Berufskleidung.
Vor dem Schlusssegen lud KAB-Präses Hartlaub die Gläubigen ein, einen Segenswunsch auf die an jedem Platz ausliegenden Postkarten zu schreiben und diese entweder persönlich einem Menschen weiterzugeben oder per Luftballon als Zeichen der Hoffnung in die Welt zu schicken. Für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes sorgte neben Domorganist Professor Stefan Schmidt die Band Stand Up aus Egenhausen. Die Kollekte ging an den Solidaritätsfonds für Arbeitslose der Diözese Würzburg.
(2909/0817; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen: Bildergalerie abrufbar im Internet