Oerlenbach (POW) „Wir brauchen eine Erneuerung des Sozialstaats auf der Basis des Subsidiaritätsprinzips.“ Das hat Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am Dienstagabend, 26. Mai, bei den „Oerlenbacher Gesprächen“ gefordert. Auf Einladung des Aus- und Fortbildungszentrums der Bundespolizei sprach der Würzburger Bischof vor mehr als 250 Personen im Oerlenbacher Pfarrheim über das Thema „Die Bedeutung der christlichen Werte für Staat und Gesellschaft“. Unter den Zuhörern waren neben Bad Kissingens Landrat Thomas Bold und Bezirkstagsvizepräsidentin Karin Renner zahlreiche Führungskräfte von Polizei, Kommunalpolitik und Justiz. Seit 1999 werden zu den Oerlenbacher Gesprächen prominente Gastredner eingeladen - wie zum Beispiel der frühere Bundespräsident Dr. Roman Herzog oder Dr. Günther Beckstein.
Bischof Hofmann hob hervor, dass die Zehn Gebote von Bedeutung für die gesamte Menschheit seien, und verdeutlichte das anhand eines Gedankenspiels über eine Welt, die diese Grundlagen nicht hätte: Zum einen fehlte der verbindliche Rhythmus eines eingebetteten Feiertags für Gottesdienst, Erholung und Kulturpflege. Zum anderen gälte das Recht des Stärkeren, Eigentum des Schwächeren hätte keinen Bestand und niemand wäre seines Lebens mehr sicher.
Zu den Zehn Geboten komme das christliche Menschenbild als weitere wichtige gesellschaftliche Grundlage hinzu. „Jeder Mensch hat seine Würde aus der Gottesebenbildlichkeit. Er ist einmalig, unwiederholbar, in seiner Würde unantastbar“, sagte der Bischof. So klar diese Positionen seien, so angefochten blieben sie dennoch. „Das Problem besteht darin, dass sich innerhalb der Gesellschaft Wertvorstellungen nach eigenem Gutdünken bilden und verändern.“ Christen seien aufgefordert, sich gegen einen Zeitgeist zu stellen, der Waren vor Werten rangieren lasse. Sie dürften, ja müssten sich in eine Gesellschaft einbringen, die möglicherweise ihre eigenen Grundlagen zerstört, aus denen ihr Frieden und Prosperität erwachsen. Globalisierung, technischer Fortschritt und Individualisierung seien einer Aufforderung an die Christen, sich nicht gegen die anderen, sondern mit den anderen gemeinsam die gegenwärtigen Risiken zu bewältigen, betonte der Bischof.
Polizeidirektor Thomas Lehmann, Leiter des Aus- und Fortbildungszentrums der Bundespolizei, moderierte die anschließende Diskussion und wertete den Gesprächsabend als Anstoß, über die Werte und deren Entwicklung nachzudenken. Die Unantastbarkeit der Menschenwürde sei gerade im polizeilichen Dienst unverzichtbare Orientierungshilfe.
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