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Mit Frankenlied und Bayernhymne

Würzburger Kirchenchöre singen bei Papstaudienz – „Den großen Moment festhalten und nicht mehr loslassen“

Rom (POW) Nur nicht den Anschluss an die Pilgergruppe verlieren, nur nicht verloren gehen. Die Menschen, die an diesem kühlem Morgen auf den Petersplatz drängen, sind aufgeregt, die Sicherheitsbeamten routiniert gelassen. Für sie ist es ein ganz normaler Mittwoch – der Tag der päpstlichen Generalaudienz.

Die Generalaudienz Papst Benedikts XVI. an diesem 5. September ist aus bayerischer Sicht etwas ganz Besonderes: Gruppen aus vier Diözesen in Bayern haben sich zu dieser Feier auf dem Petersplatz versammelt – die Kirchenchöre aus Würzburg in Begleitung von Weihbischof Helmut Bauer, Pilger aus dem Erzbistum Bamberg mit Erzbischof Dr. Ludwig Schick, eine Pilgergruppe um den Passauer Bischof Wilhelm Schraml und eine Gruppe aus Regensburg mit Weihbischof Reinhard Pappenberger.

Erna Rößer aus Aschach steht die Vorfreude ins Gesicht geschrieben. Glücklich lächelt sie ihren Ehemann Walter an, winkt immer wieder in die Runde der Würzburger Pilger. Doch immer wieder blickt sie sich erwartungsvoll um: Wann wird er kommen, der Papst? Wo wird er entlang fahren? Wird sie ihn in der Nähe zu Gesicht bekommen? „Es ist mir ein Herzensanliegen, den deutschen Papst zu sehen“, sagt sie und ihre Stimme überschlägt sich vor guter Laune. 1987 habe sie schon einmal eine Papstaudienz erlebt, sagt sie. Damals noch mit Johannes Paul II. und direkt in der Peterskirche. „Vor zwanzig Jahren stand ich in der dritten Reihe und war ganz nah dran am Geschehen. Heute ist vieles anders, aber um ehrlich zu sein, ich fühle sogar noch mehr.“

Die Würzburger Chormitglieder und Musiker haben auch an diesem Tag ihr Reise-Notenheft stets bei der Hand. Nach den erfolgreichen Auftritten in der Lateran-Basilika und im Pantheon wollen sie auch auf dem Platz vor der Peterskirche ihre Lieder zum Klingen bringen. Deshalb haben sich auch die Bläser mit ihren Trompeten, Posaunen, Klarinetten und anderen Instrumenten zum Petersplatz begeben. Und zum ersten Mal an diesem Morgen bringen sie auch die sonst so ruhigen Sicherheitsleute aus dem Konzept: Eine Pauke im Handgepäck ist eben reichlich ungewöhnlich.

„Ich habe ihn schon einmal gesehen. Da war er noch Joseph Ratzinger, aber auch damals schon eine Berühmtheit“, berichtet Rößner weiter von ihrer ersten Papstaudienz. Nach der Feierstunde in Sankt Peter habe sie den Kardinal ganz in Schwarz und mit einer Tasche in der Hand über den Petersplatz gehen sehen. „So, wie man es aus den Fernsehberichten kennt.“

Doch heute ist alles anders: Josef Ratzinger ist seit mehr als zwei Jahren das Oberhaupt der katholische Kirche. Ein von Anfang an hochverehrter Stellvertreter Christi, dem, als er endlich mit dem Wagen durch die Menge fährt, die Herzen der Menschen zufliegen. Die Pilger rufen und winken ihm zu. Ein Meer aus blau-weißen, schwarz-rot-goldenen und rot-weißen Fahnen mit dem Frankenrechen schickt dem Papst Grüße aus der Heimat.

Während Benedikt XVI. seinen Platz unter dem Baldachin einnimmt, steigt Stefan Walter, Regionalkantor aus Würzburg, auf seinen klapprigen grauen Plastikstuhl. Per Fingerzeig sagt er den Würzburgern, welche Nummer aus ihrem Chorheft dran ist und stimmt wenig später das „Gloria“ an. Dem folgt, auf besonderen Wunsch des Papstes, die Bayernhymne. Lächelnd nimmt der Heiligen Vater den musikalischen Gruß entgegen.

„Ich bin beeindruckt von der Gewaltigkeit der Kulisse und des Augenblicks“, sagt Judith Rößer aus Bad Kissingen. Sie ist mit ihrem Ehemann Jürgen, den Eltern und Schwiegereltern dabei. „Mein Vater, Edmund Seller, leitet den Kirchenchor von Waldfenster, meine Schwiegermutter Erna Rösser singt seit 46 Jahren im Kirchenchor Aschach“, erzählt sie. Und ihr Mann Jürgen ergänzt schmunzelnd: „Wir lieben Musik, aber bei dieser Fahrt sind wir für den Applaus und die Jubelrufe zuständig. Das muss ja schließlich auch einer machen.“

Die angemeldeten Pilgergruppen werden begrüßt – nach den Bambergern und Regensburgern endlich auch die Wallfahrer aus Würzburg. Lauter Jubel und donnernder Applaus branden auf. Die Würzburger reißen ihre beigefarbenen Chorhefte in die Luft und schwenken sie zum Gruß über ihren Köpfen. Sogleich stimmen sie das Frankenlied an – Diözesanmusikdirektor Gregor Frede steht ganz vorn, am Fuße der Tribüne und dirigiert die Bläser, Stefan Walter leitet den Gesang der Menge.

„Ich begrüße die Gäste aus Deutschland und besonders die vielen Pilger aus Bayern“, wendet sich der Papst mit rauer Stimme an die Audienzgäste. Auf Deutsch gibt er noch einmal einen kurzen Abriss seiner Katechese, die er zuvor in Italienisch verkündet hatte. Wieder erklingt die Bayernhymne, die die Pilgergruppe aus Würzburg an einigen Stellen einfach auf ihre Heimat umdichtet. Nach über zwei Stunden neigt sich die Audienz dem Ende entgegen. Gemeinsam beten Papst und Gläubige das Vater Unser, dann singt der Chor, unterstützt von den Musikern, das von den fränkischen Rompilgern so geliebte „Lobe den Herren“ von Stanford.

Gerührt steht Erna Rößer in der Menge. „Ich könnte weinen vor Glück“, sagt sie mit einer leisen, veränderten Stimme. Als die Würzburger vom Zeremonial benannt und dann vom Papst persönlich begrüßt wurden, sei es ihr durch und durch gegangen. „Ich bin so bewegt, dass ich aktiv dabei sein konnte, meine Freude in unserer Gesang hineinlegen konnte.“ Mit Blick auf ihre letzte Audienz vor 20 Jahren sagt sie, diesmal sei es ganz anders, aber sehr persönlich gewesen. „Ich möchte hier einfach stehen bleiben, diesen großen Moment festhalten und nicht mehr loslassen.“

(3707/1228; E-Mail voraus)

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