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Mehr Mut zum Risiko

Und wieder geht es an dieser Stelle um Papst Franziskus. War in der vergangenen Woche die Verleihung des Karlspreises der Anlass dafür, so sind es diesmal seine Äußerungen zum Diakonat für Frauen.
(Ausgabe Nr. 21 Seite 10). Nicht nur wegen der zeitlichen Nähe dieser zum Pfingstfest haben wohl nicht wenige darin auch den Heiligen Geist am Werke gesehen. Überhaupt wird Franziskus für einen Papst erstaunlich oft und schnell mit dem Heiligen Geist in Verbindung gebracht. Wohl auch, weil der Geist Gottes ja für das Unerwartete, Überraschende, manchmal auch Widerstrebende und nicht so leicht Verkraftbare steht. Und mit Unerwartetem und Überraschendem hat Papst Franziskus ja schon mehr als einmal aufgewartet und damit seinem „Apparat“ manches Kopfzerbrechen bereitet. Auch jetzt hat er mit den Aussagen zum Diakonat der Frau nicht nur die für die Öffentlichkeitsarbeit im Vatikan Zuständigen in arge Bedrängnis gebracht; vorher abgesprochen waren seine Aussagen offenbar nicht. Franziskus ist schon eine Ausnahmeerscheinung: Wiewohl er das höchste Amt in der Kirche innehat, wirkt er weniger amtlich, als charismatisch. So lange es die Kirche gibt, gibt es in ihr die Spannung zwischen den beiden Polen Amt und Charisma. Eine Spannung, in der diese beiden Pole auch zu Gegensätzen werden können, eine Spannung aber, die für die Kirche lebenswichtig ist, die sie voranbringt. So wie die Kirche das Amt braucht, das für Struktur, Klarheit, Verlässlichkeit und Kontinuität steht, so braucht sie auch das Charisma, das Vielfalt, Veränderung, Veränderungs- und Risikobereitschaft repräsentiert. Nicht nur sprachlich – das griechische Wort Charisma bedeutet Gnadengabe – ist da eine gewisse Nähe zum Gottesgeist angezeigt.  Wir brauchen wohl heute wieder mehr Mut, diesen Geist, um den wir bei so vielen Gelegenheiten beten, auch wirken zu lassen. Wirken zu lassen, ohne schon vorher festzulegen oder zu wissen, was am Ende herauskommen soll. Franziskus hat offensichtlich diesen Mut.   Wolfgang Bullin