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Klingende Bistumsgeschichte

Lobdeburg-Glocke des Kiliansdoms 750 Jahre alt – Glockensymposium und Pontifikalgottesdienst zur Feier des Jubiläums – Älteste Großglocke der Bundesrepublik stammt aus der Würzburger Meisterwerkstatt

Würzburg (POW) 50 der insgesamt 88 Würzburger Bischöfe hat sie erlebt, und bis auf die ersten vier auch alle Würzburger Weihbischöfe: die Lobdeburg-Glocke des Würzburger Kiliansdoms. Am Samstag, 29. September, würdigt das Bistum Würzburg die 750 Jahre alte Bronzeglocke mit einem Symposium und einem Pontifikalgottesdienst mit Dompropst Weihbischof Helmut Bauer.
„Würzburg wurde schon im Mittelalter als Stadt der Glocken bezeichnet. Deswegen ist uns das Jubiläum der Lobdeburg-Glocke ein willkommener Anlass, die akustische Visitenkarte der Stadt einmal besonders zu würdigen“; erklärte der Weihbischof am Donnerstag, 13. September. Glocken bestimmten über Jahrhunderte mit ihrem Klang den Rhythmus der Menschen und seien würdige Verkünder des Glaubens. Einem gütigen Geschick sei es zu verdanken, dass die 1257 von Cunradus Citewar de Wirzeburg gegossene Glocke die Bombennacht des 16. März 1945 überlebte, bei der alle anderen Glocken schmolzen: sie lagerte in der Sepultur des Kiliansdoms.
Als hervorragend bezeichnete Glockensachverständiger Siegfried Issig den Erhaltungszustand der Glocke, die heute immer freitags um 15 Uhr sowie an Märtyrerfesten wie Sankt Peter und Paul geläutet wird. „Das hat sie auch der Tatsache zu verdanken, dass sie einige Jahrhunderte als Uhrglocke nicht mit dem Klöppel betätigt wurde, sondern hängend mit einem seitlich anschlagenden Uhrhammer.“ Daher präsentiere die Glocke heute noch den originalen mittelalterlichen Klang. Wie bei allen Glocken setzt er sich aus einer Reihe von Obertönen zusammen. „Der Anschlagton existiert physikalisch gar nicht, sondern wird vom Gehör zusammenaddiert“, betonte Issig.
Für ihre Zeit war die rund 1400 Kilogramm schwere Lobdeburg-Glocke, die 1,27 Meter Durchmesser hat, eine recht große Glocke. Um sie herzustellen, beauftragte der Namensgeber, Otto von Lobdeburg, der damals an der Spitze des Domkapitels stand, den überregional bekannten Glockengießer Cunradus. „Seine Glocken zeichnen sich durch saubere Formengebung der Glockenkörper, Stege und Schriftzeichen aus“, erläuterte Issig. Dank Schablonen, Zirkel und Lineal seien die Glocken aus der Werkstatt des Cunradus ihrer Zeit etwa 100 Jahre voraus gewesen. „Von den noch erhaltenen Groß-Glocken aus dem Mittelalter ist sie die älteste in der Bundesrepublik.“ Im Eichstätter Dom gebe es noch zwei Schwestern der Lobdeburg-Glocke, die ein Jahr älter, aber beide wesentlich kleiner seien.
Beim Glockensymposium, das der Glockensachverständige der Diözese gemeinsam mit der Katholischen Akademie Domschule am Samstag, 29. September, ab 8.30 Uhr im Sankt Burkardushaus veranstaltet, steht das gesamte Spektrum der Glocken von der Entstehung bis zur Gegenwart auf dem Programm. „Das Programm ist so gestaltet, dass es auch für Glocken-Laien verständlich und interessant ist“, betonte Dietmar Kretz von der Domschule. Weil die Akademie sich Geschichte und Kultur verpflichtet wisse, werde dem auch beim Jubiläum der Lobdeburg-Glocke Rechnung getragen.
Außer Siegfried Issig referieren unter anderem Klaus Hammer, wissenschaftlicher Leiter des Glockenmuseums Herrenberg (Stuttgart), Glockengießermeister Rudolf Perner (Passau) und Bistumshistoriker Erik Soder von Güldenstubbe. Sein Festvortrag widmet sich dem Thema „Würzburg – ein Zentrum der Glockengießerkunst vom 13. Jahrhundert bis in die Neuzeit.“ Dr. Jürgen Buchner, Musikwissenschaftler und Würzburger Universitäts-Carilloneur, gibt am Nachmittag ein Konzert vom Turm der Neubaukirche. „Ein besonderer Höhepunkt wird sicher die Uraufführung einer Komposition von Bernd Kremling, Dozent für Perkussion an der Musikhochschule Würzburg, im Sankt Burkardushaus. Er hat sich vom Geläut des Doms inspirieren lassen“, sagte Issig. Um 17.15 Uhr findet auf dem Domvorplatz eine Anhörung des Domgeläuts statt, für die Teilnehmer der Tagung ein Faltblatt mit Informationen erhalten. Feierlicher Abschluss ist um 17.30 Uhr ein Pontifikalgottesdienst im Kiliansdom mit Weihbischof Helmut Bauer. Anmeldung zum Symposium sowie nähere Informationen bei: Katholische Akademie Domschule, Am Bruderhof 1, 97070 Würzburg, Telefon 0931/38664500, Fax 0931/38664555, E-Mail info@domschule-wuerzburg.de.

mh (POW)

(3807/1277; E-Mail voraus)

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