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Kirchenerlebnis der etwas anderen Art

Würzburger Kirchen öffnen zur „Nacht der offenen Kirchen“ ihre Pforten bis Mitternacht – Vielfältiges Programm geboten

Würzburg (POW) Feine Regentropfen fallen aus dem Würzburger Abendhimmel, die Temperaturen halten sich knapp im zweistelligen Bereich. Es ist wahrlich kein Wetter, um vor die Haustüre zu treten. Und dennoch ist die Würzburger Innenstadt am Donnerstagabend, 2. Oktober, belebt: Menschen flanieren vorbei an den hell erleuchteten Schaufenstern, doch anstatt vor diesen zu verweilen, zieht es sie weiter. Es lockt eine andere Veranstaltung, die den Meisten reizvoller als der abendliche Schaufensterbummel erscheint: Zum zweiten Mal haben die Innenstadt-Kirchen im Rahmen der „Nacht der offenen Kirchen“ ihre Pforten bis Mitternacht geöffnet und bieten ein Programm weitab vom herbstlichen Einkaufsbummel.

Aus Sankt Burkard wird an diesem Abend die „Lichter-Kirche“: Im sehr gut gefüllten Gotteshaus wird ganz im Zeichen Taizés in stimmungsvoller Kulisse gemeinsam und meist mehrsprachig gesungen und gebetet. Die Beleuchtung ist spärlich, es sind Kerzen, die den Besuchern den Weg in und durch die Kirche leiten. Bunte Tücher zieren den Altarraum und an der Seite sitzend begleiten Musiker harmonisch auf ihren akustischen Gitarren die Gesänge der Besucher in den Bänken. Wer vom Singen genug hat, der kann durch die umfassend bebilderte Taizé-Ausstellung im hinteren Teil der Kirche gehen und mehr über den Ursprungsort, die Idee, das Gefühl „Taizé“ erfahren. Zurück in den kühlen und dunklen Straßen Würzburgs erscheinen die an der roten Ampel wartenden Fahrzeuge schon fast als unglaublich laute und störende Krawallmacher.

Weiter geht es in die Deutschhauskirche, die Kirche für Verliebte und Liebende: Die Liebe, das stärkste Gefühl, das Menschen empfinden können, steht hier im Zentrum des Abendprogramms. Lieder und Texte zur Liebe tragen die Schüler des Deutschhausgymnasiums vor, Lucia Lang-Rachor gibt den Besuchern Denkanstöße rund um die Rose, die Blume der Liebe, erläutert deren Mystik und Bedeutung zu verschiedenen Epochen. Zum Abschied erhalten die Besucher am Ausgang kleine Heftchen mit Segenssprüchen, die sie weiter durch die Nacht begleiten sollen.

Zurück über die Alte Mainbrücke geht es am Marktplatz in die Marienkapelle. Ihr Name für die heutige Nacht unterscheidet sich kaum vom tatsächlichen: Maria-Kirche. Der Name ist ein Fingerzeig, was Besucher im Inneren erwartet: Im ökumenischen Zusammenspiel, durch Tanz und Musik nähern sich katholische und evangelische Christen der Bedeutung Marias für sie persönlich und den christlichen Glauben allgemein. Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand und Kirchenrat Winfried Schlüter lassen die Besucher an ihrem persönlichen Zwiegespräch teilhaben, sprechen offen über ihre Ängste und die möglichen Probleme einer innigen oder übertriebenen Verehrung der Muttergottes.

Auf dem Weg in den Kiliansdom, der Literatur-Kirche, blättern Bärbel und Edwin Kraft durch das Programmheft: „Wir müssen uns erst einmal zurechtfinden“, sagt das Böttigheimer Ehepaar, das eigens für das Kirchenerlebnis der etwas anderen Art nach Würzburg gekommen ist. „Einen Plan haben wir uns im Vorfeld noch gar nicht gemacht. Wir sind ganz offen.“ Im Dom selbst erzählt Karola Graf das Märchen vom „Mädchen ohne Hände“. Lisa Kuttner interpretiert derweil tanzend die tiefe Symbolik der Erzählung und zieht dabei das erwartungsvolle Publikum in ihren Bann. Die anschließende Führung durch die ansonsten verschlossene Schönbornkapelle ist aufgrund der beschränkten Räumlichkeiten so schnell ausgebucht, dass sich die Mehrzahl der Besucher einen Plan B überlegen muss. Zum Glück bietet Würzburg an diesem Abend mit fast 20 geöffneten Kirchen ein reichhaltiges Alternativangebot. Heinrich Kraft ist das egal: Der 86-jährige Schweinfurter wollte nach seiner Geburtstagsfeier „eh nur noch mal kurz in den Dom reinschauen.“ Das Gotteshaus sei - ob mit oder ohne Programm - „eben immer ein Anziehungspunkt“.

(4108/1183; E-Mail voraus)

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