Würzburg (POW) Zu ihrer jährlichen Tagung haben sich Anfang Dezember die Klimaschutzmanagerinnen und -manager der evangelischen Landeskirchen und der katholischen (Erz-) Bistümer zwei Tage lang im Exerzitienhaus Himmelspforten in Würzburg getroffen. „Kirchen sind die Task Force der Hoffnung“, sagte Kristina Kühnbaum-Schmidt, Landesbischöfin der Nordkirche und Beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), bei einem Podiumsgespräch, heißt es in einer Pressemitteilung. Organisiert wurde die Fachtagung auf Initiative der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft und dem dort angesiedelten Projektbüro Klimaschutz der EKD in Kooperation mit dem Institut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen, dem Erzbistum Berlin sowie der Diözese Würzburg.
Aus dem Bistum Würzburg nahmen neben dem Umweltbeauftragten Christof Gawronski, der zum Vorbereitungsteam gehörte, Maximilian Braun und Eva-Maria Weimann teil, die sich im Bistum die Projektstelle für Klimaschutzmanagement teilen. Zeitweise besuchte auch Doris Heyde aus der Bauabteilung der Diözese Würzburg die Tagung.
Braun zog ein positives Fazit: „Die Klimaschutztagung in Würzburg hat erneut gezeigt, wie groß die Bereitschaft und der Wille sind, gemeinsam konkrete Schritte für eine nachhaltige Zukunft zu gehen.“ Für ihn als Klimaschutzmanager sei es besonders wichtig gewesen, zu sehen, wie verschiedene Akteure aus unterschiedlichen Bistümern und Landeskirchen an einem Tisch zusammenkommen und mögliche Verbesserungen diskutieren. „Wir stehen vor großen Herausforderungen – aber der Austausch hier macht Mut, dass wir sie mit vereinten Kräften bewältigen können.“ Auch Weimann wertete es als sehr hilfreich, voneinander zu lernen, neue Impulse mitzunehmen und zugleich zu sehen, wie was schon erreicht worden sei. „Die Tagung war ein wichtiger Ort der Motivation und des gemeinsamen Weiterdenkens im Klimaschutz.““
Auf dem Podium sprachen Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt und Dr. Christiane Averbeck, Geschäftsführende Vorständin der Klima-Allianz Deutschland, unter der Überschrift „Beim Klimaschutz aktiv sein – Zivilgesellschaft als wichtiger klimapolitischer Akteur“ mit Carel Mohn, Chefredakteur von „Klimafakten“. Mit dem Begriff umschrieb die Landesbischöfin die Rolle der Kirche in den aktuellen Diskussionen. Averbeck betonte, dass Klimaschutz alleine nicht schaffbar sei. Deswegen brauche es politische Rahmenbedingungen und Akteure, die das gemeinsam einfordern. Kühnbaum-Schmidt verwies auf die Wirksamkeit von Engagement als Statement. Andere bekämen das mit und würden sich dadurch mehr anregen lassen, als man das manchmal denke. Der Eindruck schwindender gesellschaftlicher Relevanz des Themas sei nicht durch Umfragen und Studien belegt. Klimaschutz sei nach wie vor den allermeisten Menschen ein wichtiges oder sehr wichtiges Thema. Entsprechend seien manche politischen Prozesse und Entscheidungen nicht nachvollziehbar.
Auf die Frage aus dem Publikum, ob die Kirchen angesichts der Kritik an erhobenem Zeigefinger oder apokalyptischer Darstellung der Erderhitzung hier anderes kommunizieren sollten, antwortete sie mit Rückfragen: Seit wann sollten Kirchen nicht mehr für Moral zuständig sein und seit wann wissenschaftliche Fakten apokalyptisch?
Fachvorträge zu gelingenden Projekten und Strategien, Neuigkeiten aus der Förderlandschaft und der Austausch der Beteiligten standen auf dem weiteren Programm der Klimaschutzverantwortlichen aus (Erz-)Bistümern und Landeskirchen, die ein Klimaschutzkonzept in Planung, Vorbereitung oder Umsetzung haben.
Frederik Lottje und Jonas Amrhein vom Projektträger Zukunft-Umwelt-Gesellschaft informierten über aktuelle Neuerungen bei den staatlichen Fördermöglichkeiten durch die Nationale Klimaschutzinitiative und laufende Optimierungen bei der Antragsbearbeitung.Neben dem Dauerbrennerthema Gebäude und Bauen waren die Neuerungen in der Förderrichtlinie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz Schwerpunkt. Diese ist für die meisten Bistümer und Landeskirchen, die ein Klimaschutzkonzept haben, der bestimmende Rahmen.
Dr. Sven Rudolph vom Institut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen betrachtete die Ergebnisse der globalen Klimaverhandlungen in Belém. Den Abschlussbericht des großangelegten Forschungsprojektes „Energieeffiziente Temperierung in Kirchen (ETiK)“ stellten Professor Dr.-Ing. Gunter Lauckner und Diplom-Sozialpädagogin Janika Gabriel vor. Neben der technischen Machbarkeit, den konservatorischen Anforderungen der Gebäude sowie den finanziellen und ökologischen Auswirkungen wurden in der Studie auch die soziologischen Aspekte rund um Nutzung und Akzeptanz der verschiedenen Heizsysteme erhoben.
Erneut Thema war die datenbasierte Klimaberichterstattung der EKD, die nun regelmäßig fortgeschrieben wird. Hannes Vetter von der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft gab einen Einblick in die Entwicklungen nach der Veröffentlichung des ersten Berichtes.
Der abschließende Teil widmete sich der Biodiversität. Dr. Marten Winter vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung widmete sich aus wissenschaftlicher Sicht der Notwendigkeit eines Zusammendenkens von Biodiversitätsschutz und Klimaschutz. Im Anschluss stellten Diplom-Geografin Carina Völker und Dr. Gunnar Waesch vom Institut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen das Praxisprojekt „Unsere Kirche summt“ vor. Mit dem „BiodiversitätsCheck in Kirchengemeinden (BiCK)“ wird vor Ort aufgezeigt, wie Gemeinden und Einrichtungen biologische Vielfalt fördern können.
Die Tagung war die 16. seit 2009. Mit der steigenden Zahl von Klimaschutzkonzepten oder Vergleichbarem seien auch der Vernetzungsbedarf und die Teilnehmerzahl der Tagung gestiegen. In diesem Jahr nahmen über 60 Personen an der Fachtagung teil. Klimaschutzkonzepte oder Ähnliches gibt es mittlerweile in 17 von 20 Landeskirchen und in 14 von 27 (Erz-)Diözesen. Sieben weitere Diözesen befinden sich derzeit in der Erarbeitungphase.
(5125/1305; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet



