Würzburg (POW) Die Premiere hat die Erwartungen der Veranstalter weit übertroffen: Rund 350 Gäste waren zum Tag der Weltkirche in Würzburg angemeldet. „Gekommen sind mindestens 900“, stellten die Organisatoren Christiane Hetterich und Klaus Veeh vom Referat Mission-Entwicklung-Frieden am Samstagnachmittag, 16. Mai, freudestrahlend fest. Zu verdanken war die große Resonanz auf die Veranstaltung unter dem biblischen Motto „Sucht zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit“ nicht zuletzt der Mitwirkung von Bischof Erwin Kräutler aus Brasilien. Dieser kämpft seit Jahren in seiner Diözese Xingu am Amazonas für die Rechte der indigenen Völker. „Diese Veranstaltung ist wichtig, um kleine Schritte für eine Globalisierung der Solidarität zu setzen“, erklärte Domkapitular Monsignore Hans Herderich, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge.
Bei einem Gottesdienst im Kiliansdom zum Auftakt des Tages unterstrich Bischof Kräutler, dass die Kirche die Aufgabe habe, allen Menschen die Liebe Gottes zu verkünden und mitzuteilen. „Mission heißt daher keineswegs, den ‚einfachen Völkern’ einfach die abendländische Kultur aufzuzwängen“, sagte der Bischof. Vielmehr bedeute Mission, sich den Mitmenschen zu öffnen und ihnen begegnen zu wollen. Das schließe auch das Wertschätzen und Lieben im Anders-Sein mit ein. Wenn Gott seinen Sohn für die Welt hingegeben habe, sei damit auch klar, dass die Menschen eine Mitverantwortung für die Schöpfung tragen. „Katholisch sein heißt, dass ich daran glaube, dass Gott auf der ganzen Welt gegenwärtig ist“, betonte Bischof Kräutler. Er erinnerte daran, dass er selbst in seiner Diözese mehrere Menschen kenne, die ihren Einsatz für das Evangelium mit dem Leben bezahlten.
Beim anschließenden Impulsreferat im großen Saal des Sankt Burkardushauses platzte der Raum beinahe aus allen Nähten. Bischof Kräutler hob bei seiner Rede die besondere Bedeutung kleiner christlicher Gemeinschaften hervor, die seiner Überzeugung nach in Zukunft auch in Europa mehr an Gewicht gewinnen werden.
Großer Andrang herrschte den ganzen Tag lang im Domkreuzgang. Dort informierten von A wie Adveniat bis W wie Würzburger Partnerkaffee verschiedene kirchliche Hilfswerke, Arbeitskreise, Pfarreien, Orden, aber auch Organisationen wie Unicef oder Terre des hommes über ihre Projekte für mehr Gerechtigkeit. So verdeutlichte am Stand der Katholischen Landvolkbewegung ein großer Schuhkarton volle Spielzeugautos, wie viele Fahrzeuge in Deutschland auf 100 Personen kommen. Mit zwei Miniaturkarossen sehr übersichtlich war dagegen die Motorisierung pro 100 Chinesen als Vergleich. Die Kolpingsfamilie brachte in den Domkreuzgang architektonisch einen Akzent von Weltkirche ein: Sie errichtete im Innenhof eine Hütte nach afrikanischem Vorbild und zeigte, auf welch engem Raum eine Großfamilie in Kenia übernachtet. Die Informationsstände wurden ergänzt durch Workshops, in denen die Besucher sich unter anderem mit der Situation der Christen in Asien, der Problematik von Treibstoffen aus Zuckerrohr, Soja, Palmöl oder Mais oder der Frage auseinander setzen konnten, wie politisch Kirche sein soll. Für musikalische Unterhaltung sorgten die Bands Taktwechsel, Samba Osenga und die Tanzgruppe Jatun Wayra.
„Es ist toll, so viele Menschen hier zu haben, die sich für das Thema Weltkirche interessieren“, sagte Bildungsreferent Michael Röhm vom Weltladen Würzburg. Selbst Besucher, die eher zufällig auf den Tag der Weltkirche gestoßen waren, zeigten sich positiv überrascht: „Ich wollte eigentlich nur den Dom besuchen und habe dann gesehen, dass im Kreuzgang einiges los ist. Ich bin ganz angetan“, sagte Cornelia Müller aus München.
(2109/0611; E-Mail voraus)
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