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Ist Gerechtigkeit trinkbar?

Bier, Cola, Milch, Pappbecher – und Gerechtigkeit. Darum ging es bei der Jugendwerkstatt „Ist Gerechtigkeit trinkbar? Von Energy­drinks und globalen Zusammenhängen“ beim Katholikentag in Leipzig. Zu den vier ehemaligen Freiwilligendienstlern, die den Misereor-Workshop organisiert hatten, gehörte auch die 22-jährige Esther Heveling, die in Würzburg Sonderpädagogik studiert. Beim Katholikentag regte sie mit ihren drei Mitstreitern die rund 60 jungen Werkstattbesucher zum Nachdenken an.
Auf zwei Tischen in einem Klassenzimmer des Evangelischen Schulzentrums hat Heveling Werbung für Coca-Cola Life ausgelegt. Grün – genau wie die Flasche, in der das Getränk daherkommt. Doch so natürlich, wie die Farbe suggeriere, sei das mit Stevia gesüßte Produkt keineswegs, so die junge Frau. Zwar nutze das indigene Volk der Guaraní in Brasilien und Paraguay die Blätter der Steviapflanze – ähnlich wie bei der Teezubereitung – zum Süßen von Getränken, doch an die traditionelle Verwendung schlössen sich in der kommerziellen Produktion chemische Prozesse an, erklärt Heveling.   Sie verweist auf die Misereor-Studie. „Der bittersüße Geschmack von Stevia“. Dabei ist Coca-Cola nicht das einzige Unternehmen, dass den Stevia-Süßstoff nutzt. Zum Beispiel süßt auch Pepsi seine Stevia-Cola Pepsi Next damit.   Heveling kritisiert, dass das Guaraní-Volk von der Vermarktung der Stevia-Pflanze kaum profitiere. Nach Meinung von Kritikern hätten die Träger traditionellen Wissens ein Recht darauf, aus der Kommerzialisierung des von ihnen entwickelten Wissens einen Nutzen zu ziehen. So sieht es auch die UN-Konvention über biologische Vielfalt.  

Über Milchpreis nachdenken

Am Nachbartisch macht Dominik Bantel aus dem Bistum Münster auf Transportwege und den damit verbundenen CO2-Ausstoß aufmerksam. Hinter dem 21-Jährigen hängt an der Schultafel eine große Deutschlandkarte. Die Workshopteilnehmer sollen versuchen, Schildchen, auf denen die Namen deutscher Biermarken vermerkt sind, geografisch richtig zuzuordnen. Man solle lieber das Bier aus der Heimatregion konsumieren, meint Bantel, so fielen weite Transportwege weg.    „Das ist die Biomilch“, ist sich Katholikentagsbesucher Pius Kindelmann aus dem Bistum Augsburg sicher. Kindelmann steht am Workshoptisch von Leonard Rupp, der konventionelle und Biomilch blind verkosten lässt. Woher der 18-Jährige Workshopteilnehmer die Antwort wusste? Ein Bekannter Kindelmanns ist Milchbauer – den Geschmack frischer Milch kennt er. Ob man einen Unterschied schmecke, sei laut Rupp nicht so wichtig. Vielmehr sollten sich Jugendliche Gedanken zum Milchpreis machen, meint der 24-Jährige aus dem Bistum Mainz. Er will auf die Lage der Milchbauern, die nur etwa 20 Cent pro Liter Milch verdienen, aufmerksam machen und eine Diskussion anstoßen.    Und was kann der Verbraucher tun? Eine mögliche Konsequenz, so der Ehrenamtliche von Misereor, könne der Griff zur Biomilch sein. Da verdienten die Bauern noch deutlich mehr. Davor, Höfe nun in großer Zahl auf biologische Wirtschaft umzustellen, warnte jüngst jedoch die Misereor-Referentin und Volkswirtin Kerstin Lanje. „Dann kommt es auch bei Bio-Milch, die bisher noch nicht so stark betroffen ist, zum Preisverfall“ (siehe auch Seite 7).  

Interessant und informativ

Und worin nun Getränke transportieren? Nicht im To-Go-Becher aus Pappe, sagt Dorothea Harles. Die 22-Jährige aus dem Bistum Köln erklärt, dass für die Herstellung eines Pappbechers ein halber Liter Wasser benötigt wird – mehr als später in ihn hineinpasse. Auch könnten die Pappbecher wegen ihres Plastiküberzugs nur mit großem Aufwand recycelt werden. Als Alternative schlägt Harles die Verwendung von Thermobechern – etwa aus Edelstahl – vor. So könne viel Müll vermieden werden.   Und was sagen die Workshopteilnehmer? Die beiden 14-Jährigen Titus Steinbach und Jonas Fleischer sind mit der Bahn aus dem nahen Delitzsch im Bistum Magdeburg angereist. Die beiden interessieren sich für globalen Handel und das geplante Freihandelsabkommen TTIP und fanden den Workshop „ziemlich interessant und informativ“. Ob sie beim nächsten Einkauf an den Workshop denken werden? Anna-Lena Herbert