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Herausforderungen ernsthaft angehen

Himmelstadt / Würzburg. Kindertageseinrichtungen stehen gerade im ländlichen Raum vor besonderen Herausforderungen. Staatsministerin Emilia Müller, MdL Thorsten Schwab, MdL Steffen Vogel und hochrangige Vertreter der Caritas trafen sich mit 100 Erzieherinnen und Trägern zu einem Werkstattgespräch.

Am Ende versprach Staatsministerin Emilia Müller, sie werde die Anliegen der Erziehrinnen und der Träger mit nach München nehmen. „Wir werden sie in den Ausschüssen und im Ministerium ernsthaft diskutieren!“ Besondere Berücksichtigung, so Müller, sollten gerade auch regionale Unterschiede finden.

Erzieherinnen machen ihrem Unmut Luft

Vorausgegangen war eine lebhafte Diskussion zur Lage der Kindertageseinrichtungen in Unterfranken. Dabei ging es nicht vorrangig um eine bessere Entlohnung des Personals, sondern um die grundlegende Verbesserung von Rahmenbedingungen. Erzieherinnen und Träger machten ihrem Unmut Luft. Das flexible Buchungssystem für Zeiten in der Kita möge ein Segen für die Eltern sein; für die Einrichtungen bringe es gravierende Probleme mit sich. Oft zu wenig Personal in der Kita, wenn Buchungszeiten ausgeweitet würden; nehme die Zahl der Kinder ab, gebe es schnell zu viele Erzieherinnen. Teilzeit- und Jahresverträge seien die Folge. Michael Deckert, Leiter des Kita-Fachbereichs der unterfränkischen Caritas, betonte, dass sich mit der Sorge um Flüchtlingskinder dieses Problem nochmals verschärfe. „Können wir von Mitarbeiterinnen, die selbst in unsicheren Arbeitsverhältnissen stehen, erwarten, dass sie Kindern Sicherheit und Geborgenheit vermitteln“, fragte Deckert.

Fachkräftemangel überwinden

Auch der Fachkräftemangel wurde diskutiert. Die Staatsministerin verwies darauf, dass die 54 Fachakademien in Bayern jährlich 20 Prozent zusätzlich ausbildeten. „Ich sehe aber auch, dass die Aufgaben und Belastungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gestiegen sind“, sagte Müller. Man denke darüber nach, die lange Ausbildungszeit zu verkürzen, um deren Attraktivität zu steigern. Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Caritasverbandes in Unterfranken, berichtete von einem Modellprojekt, in dem, angelehnt an die Wirtschaft, Erzieherinnen im dualen System ausgebildet würden. Deckert wies darauf hin, dass es einen verbesserten Anstellungsschlüssel vor Ort brauche. „Unterfranken bildet in dieser Hinsicht das Schlusslicht bei den Regierungsbezirken.“ Mehr Personal koste mehr Geld, so Deckert. Hier seien die Kommunen gefragt, in deren Auftrag die Caritas etwa 500 Kindertageseinrichtungen in Unterfranken betreibe.

Der Staat engagiert sich

Der Staat lasse die Kommunen nicht hängen, unterstrich Staatsministerin Müller. „Allein in diesem Jahr beteiligen wir uns mit 1,4 Milliarden Euro an der Betreuung von Kindern in Schule und Kita.“ Auch die Betreuung von Flüchtlingskindern werde nochmals aufgestockt.

Landtagsabgeordneter Steffen Vogel, Mitglied im Sozialausschuss und selbst Vorstand einer Kita, forderte einen verbesserten Betreuungsschlüssel in den Kinderkrippen. „Mit dem Faktor 2,0  kommen wir nicht hin, weil die Kinder mehr Betreuungsaufwand erfordern.“ Das Geld müsse besser verteilt und eingesetzt werden, meinte Gastgeber Thorsten Schwab (MdL). Deshalb sollte  über die Streichung des ermäßigten letzten Kita-Jahres zugunsten der Einrichtungen nachgedacht werden.

Kurze Beine, kurze Wege

Die Idee, die Regionen sollten zur Lösung der Probleme größere Kitas einrichten und kleinere zusammenlegen, wurde vehement zurückgewiesen. Unter großem Applaus stellte Domkapitular Bieber klar: „In München muss man endlich begreifen, dass Unterfranken nicht Oberbayern ist. Wir erwarten mehr Gespür und Unterstützung für den ländlichen Raum.“ Die Caritas halte mit ihren Einrichtungen am Prinzip „Kurze Wege für kurze Beine fest“ und betrachte das Konzept der Landkindergärten als sinnvoll und als eine echte Bereicherung für das Leben im Dorf. „Wir halten nichts vom Kita-Tourismus“, betonte Bieber.

Deckert mahnt Umsetzung an

Abschließend schrieb Kita-Papst Michael Deckert vom Caritasverband dem Ministerium ins Stammbuch: „Der Gesetzgeber und die mit dem Vollzug beauftragten Behörden mögen Kritik und Anregungen aufnehmen und sollten versuchen die Verwaltung zu vereinfachen und organisatorische Belastungen durch Berichte, Rechnungsvorlagen usw. zu vermindern." Deckert zitierte damit den Kommentar zum Bayerischen Kindergartengesetz. „Frau Ministerin“, so Deckert, „dieser Satz stammt aus dem Jahre 1975. Bitte nehmen Sie unseren Anliegen und Wünsche mit nach München, und denken Sie bitte auch über die Einführung eines Jahresmittelwertes nach, der richtig umgesetzt, den Verwaltungsaufwand erheblich reduzieren kann.“