Beim ökumenischen Eröffnungsgottesdienst im Mainzer Dom sagte der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm: „Im Alter erleben wir in besonderer Weise unsere Verletzlichkeit. Deswegen zeigt sich die Humanität einer Gesellschaft daran, wie sie mit Menschen im Alter umgeht. Als Christinnen und Christen setzen wir uns mit besonderem Nachdruck dafür ein, dass Menschen in Würde alt werden können.“ Die Zunahme an Lebenserwartung führe oft zu einem Leben mit altersbedingten Krankheiten, mit erheblichen Einschränkungen, mit erhöhtem Pflegebedarf und mit Angewiesenheit auf andere. „Eine der wichtigen Aufgaben im hohen Alter – darauf weist der Gerontologe Andreas Kruse immer wieder hin – besteht deswegen darin, nicht nur die eigene Verletzlichkeit anzunehmen, sondern zugleich offen zu sein für neue Erlebnisse, Erfahrungen und Entwicklungsmöglichkeiten."
Der Vorsitzende der DBK, Kard. Reinhard Marx, betonte in seiner Predigt, dass Altern in Würde für Christen bedeute, den Menschen in jeder Lebensphase anzunehmen: „Wir brauchen eine Gesellschaft, die Generationen verbindet, die das Alter schätzt und jene, die alt und gebrechlich werden, nicht einfach in Heime abschiebt und vergisst. Altern in Würde ist ein Prozess, der vor allem die Familien betrifft. Dieser Prozess verpflichtet aber auch die ganze Gesellschaft.“ Das Altern und erst recht das hohe Alter habe eigene Begleiterscheinungen und mag auch für viele Menschen belastend sein. „Es ist wichtig, das nicht einfach zur Seite zu schieben, sondern ernst zu nehmen. Das bedeutet aber nicht, dass das Alter selbst damit für uns eine Last sein kann. Das hat auch Papst Franziskus in seinem ganz aktuellen Schreiben Amoris Laetitia gut ausgedrückt: ‚…Die Kirche kann und will sich nicht einer Mentalität der Unduldsamkeit anpassen, und schon gar nicht der Gleichgültigkeit und der Verachtung gegenüber dem Alter. […]Daher ist die ‚Fürsorge für die alten Menschen (…) das Unterscheidungsmerkmal einer Zivilisation.‘ (AL 191 f.) Im Prozess des Alterns nähern wir uns natürlicherweise auch unserem eigenen Sterben an. Der besondere Auftrag der Kirchen ist es, Menschen in jeder Lebensphase in ihrer Würde zu respektieren, zu begleiten und anzunehmen, sie auch im Sterben nicht allein zu lassen“, so Kardinal Marx.
An dem Ökumenischen Gottesdienst in Mainz, mit mehreren Hundert Teilnehmern aus Politik, Gesellschaft und Religionsgemeinschaften, wirkten auch der Bischof von Mainz, Kard. Karl Lehmann sowie die Stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Ulrike Scherf im Gottesdienst mit.
Bei einem anschließenden Festempfang und einer Podiumsdiskussion würdigte Kardinal Lehmann als Mitbegründer der „Woche für das Leben“ die Bemühungen in Kirche und Gesellschaft, ältere Menschen in das Alltagsleben zu integrieren. Dabei sei es wichtig, dass der Mensch selbst sein Leben im Alter annehme.
Die „Woche für das Leben“ ist seit mehr als 20 Jahren die ökumenische Aktion der evangelischen und katholischen Kirche für den Schutz und die Würde des Menschen vom Lebensanfang bis zum Lebensende. Themenheft und weitere Informationen zur „Woche für das Leben“ stehen unter www.woche-fuer-das-leben.de zur Verfügung.
