Während die Liturgie der Kirche bewusst im Advent vorsieht, auf "Pauken und Trompeten" zu verzichten und an der Orgel die leisen und besinnlichen Töne zu spielen, gibt das Hochfest Weihnachten dann die Möglichkeit, das "Tutti" zu registrieren und aus den Vollen zu schöpfen. Nicht ohne Grund wird in der Adventszeit liturgisch auf das feierliche Gloria in den Sonntagsmessen bewusst verzichtet und auch die liturgische Farbe Violett zeigt an, dass wir uns in einer "Vorbereitungs- und Fastenzeit" befinden. Diese sensible und fachkirchenmusikalische Umsetzung ermöglicht den Gläubigen, in die besinnliche Zeit auch mit dem Herzen einzutauchen und dann an Weihnachten in das "Frohlocken" einzustimmen.
Gleiches gilt im Übrigen auch für die Läutordnung. So gehört es seit alters her dazu, dass im Advent außer an gebotenen Hochfesten auf das übliche Vollgeläut verzichtet wird und weniger Glocken als gewöhnlich zum Zusammenläuten verwendet werden. Das Vollgeläut schweigt demzufolge vom Christkönigsfest bis zum Hochfest der Geburt des Herrn, ausgenommen gebotene Hochfeste wie z. B. Mariä Empfängnis am 8. Dezember.
Liturgie soll das erfahrbar machen, was gefeiert wird. So setzte der Kälberauer Organist Ben Grendel dies in einem musikalischen Hochgenuss um und nahm die Mitfeiernden mit auf eine musikalische und spirituelle Reise, dem Geheimnis und der Freude des Weihnachtsfestes und der Geburt des Herrn, näher zu kommen. Zwar wurde zum Schluss im Kerzenschein "Stille Nacht" gesungen, aber die Mitfeiernden lohnten sein musikalisches Können mit einem kräftigen Applaus. Dabei zeigte Ben Grendel sein können, dass man auch aus der "in die Jahre gekommene" alten Orgel in der alten Wallfahrtskirche Hochfeste feiern kann, wie es "würdig und recht" ist.
Die Idee für die Singandacht und die Auswahl der Lieder und Gebete übernahm der Religionspädagoge Dominik Schaack. Nichts kann mehr die Weihnachtsbotschaft für Herz und Verstand vermitteln als die Weihnachtslieder- und Musik. Deshalb durften "Nun freut euch, ihr Christen", "Es ist ein Ros entsprungen", "Auf, Christen, singt festliche Lieder" und weitere Weihnachtslieder nicht fehlen. Zwischendurch gab es Impulse und Gebete zu den Themen Erwartung, Menschwerdung und Friede. All dies mündete in die Anbetung des Allerheiligsten.
Stimmungsvoll beigetragen haben die 24 Kerzen am Gnadenaltar und der feine Geruch von Weihrauch zur Anbetung. Viele Pilger und Neugierige sind gekommen, u. a. auch aus Karlstein und dem Kahlgrund, die sich über das Angebot sehr freuten.
Im Anschluss gab es eine spontane Führung durch die neu eröffnete Wallfahrtskirche.
