Würzburg (POW) In London wurden in einer anglikanischen Kirche Laptops, Blackberrys und Handys gesegnet. In folgendem Interview spricht der Liturgiereferent der Diözese Würzburg, Dr. Stephan Steger, über diese Segensfeier und die grundsätzliche Bedeutung des Segens.
POW: Ist es angebracht, Laptops, Blackberrys und Handys zu segnen?
Dr. Stephan Steger: Alles, was dem Menschen hilft, was ihm dient, sein Leben zu gestalten, kann nach katholischer Tradition mit einer Segensbitte bedacht werden. Wir würden nach unserer Segenstradition aber weder die „Technologie preisen“, noch die digitalen „Wunderwerke“ auf den Altar legen, wie es von London berichtet wird. Der Altar als Ort der Eucharistie ist auch für sonstige Dinge nicht zur Ablage geeignet, selbst wenn sie gesegnet werden. Im Segen, der uns zugesprochen wird, geht es immer um den Menschen. Das bedeutet, dass immer der Mensch gesegnet wird, der mit den entsprechenden Dingen umgeht. Manche unserer traditionellen Segensgebete wirken manchmal missverständlich, weil in der Segensbitte der Gegenstand selbst angesprochen scheint. Nach unserem Verständnis richtet sich der Segen aber immer an die Person, die einen Computer oder ein Handy nutzt, die damit den Alltag und den Beruf gestaltet, die Kommunikation betreibt. Es ist also durchaus denkbar, Handys, Blackberrys und Computer zu segnen. Beispielsweise werden bei uns neue Büroräume gesegnet, und das schließt die Geräte in diesen Räumen mit ein. Der Segen richtet sich aber auf die Menschen und ihr Tun. Noch ein Wort zur Gestaltung eines solchen Segens: In katholischen Segensfeiern richtet sich der Lobpreis immer an Gott, ihn preisen und danken wir für das Leben, das er uns geschenkt hat, und für alles, was dieses Leben lebenswert macht.
POW: Was bedeutet es für den Nutzer, ein gesegnetes Handy oder einen gesegneten Laptop zu bedienen?
Steger: Durch den Segen wird weder die Qualität des Handys oder Laptops verbessert, noch bekommen die Dinge eine religiöse Qualität. Der Nutzer darf sich durch die Segnung bewusst sein, dass Gott sein Tun und Handeln begleitet, dass er ihn stärkt und schützt, wenn er den Anforderungen des Alltags gegenübertritt. Insofern könnte man höchstens der Hoffnung sein, dass die Gespräche und Arbeiten der Nutzer qualitätsvoller sind oder – etwas ernsthafter ausgedrückt – dass die Nutzer durch ihr Denken an die stärkende und helfende Nähe Gottes das Arbeiten anders und bewusster gestalten können.
POW: Was sollte grundsätzlich gesegnet werden und wo gibt es Grenzen?
Steger: Segnungen machen bei Gegenständen dann Sinn, wenn es um das Wohl des Menschen geht. Es kann also sehr viel gesegnet werden. Die Grenze ist eindeutig dort, wo Dinge wissentlich Schaden anrichten und andere Menschen in ihrem Leben negativ beeinträchtigt werden. Es zeigt sich aber im Laufe der Geschichte, dass es nicht immer einfach ist, diese Grenze zu definieren. Zum Beispiel ist es für uns heute völlig klar, dass Waffen nicht gesegnet werden können. Das gilt meiner Meinung nach auch für die Pistole des Polizisten, obwohl sie zu seinem Schutz da ist. Der Gebrauch ist aber unabhängig von den gerechtfertigten Motiven immer eine Katastrophe.
(0310/0082; E-Mail voraus)
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