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Ein Geschmack von Gott

Tagung der Katholischen Akademie Domschule Würzburg anlässlich des 750. Geburtstags der Zisterzienserin: Wie Gertrud von Helfta Gott erfuhr

Würzburg (POW) Anlässlich des 750. Geburtstags Gertrud von Helftas stand die Zisterzienserin im Mittelpunkt einer Tagung der Katholischen Akademie Domschule. Dr. Hildegard Gosebrink, Referentin für theologische Erwachsenenbildung in Freising, stellte eine Frau vor, die Spiritualität und Theologie, Kontemplation und Leben, Sprache und Inhalt zu verbinden wusste.

„Ich finde es wohltuend, zurückzuschauen in die Geschichte und im Dialog mit den Menschen damals Wertvolles für heute zu entdecken.“ Und so nahm Gosebrink ihre 56 Zuhörer mit in das 13. Jahrhundert. Eine Kreuzigungsdarstellung aus der Zeit zeigte einen geschundenen, leidenden Christus, nackt bis auf den Lendenschurz. „Das ist eine neue Art von Frömmigkeit. Es wird bewusst, dass Jesus ein Mensch war wie wir. Wir können ihm auf Augenhöhe begegnen.“ Die Schriften Gertrud von Helftas spiegelten diese neue Gottesbeziehung wider. Die Zisterzienserin habe von ,ihrem’ Jesus wie von einem Freund geschrieben, dem sie sich anvertrauen könne. Die Referentin machte allerdings deutlich, dass sich Gertrud nicht in einem schwärmerischen Versinken verlor, sondern als gebildete Theologin auch intensiv die Bibel studierte: „Es ging ihr um die Begegnung mit Christus, aber auch um das Verstehen der Schrift und die Bewährung im Leben.“ Diese Verbindung von Kontemplation und Aktion gefalle ihr gut, betonte eine Teilnehmerin. „Für mich ist das eine spirituelle Vertiefung und auch ein Ansporn, konsequenter zu leben.“

Im weiteren Verlauf bekamen die Zuhörer selbst etwas zu tun: Geteilt in zwei Gruppen, übten sie einen Antwortpsalm und einen sogenannten „Jubilus“ ein und begaben sich damit in den Alltag Gertrud von Helftas. Für diese war das Psalmodieren ein Dialog mit der Schrift, aber auch untereinander im Konvent. Später bei der abschließenden Eucharistiefeier machten die Teilnehmer diese Gesänge zu ihren eigenen.

Doch noch fehlte ein zentrales Thema in der Theologie der Ordensfrau aus Helfta: das Herz. Auf jedem Tisch lag ein Zettel mit einem Bibelzitat dazu. „Wir tun Gertrud nämlich Unrecht, wenn wir mit unseren Assoziationen an den Begriff herangehen, denn dann wird er kitschig“, betonte Gosebrink. „Wir müssen ihn aus ihrer biblischen Sicht sehen.“ Danach sei das Herz nicht wie nach heutigem Verständnis der Sitz der Gefühle, sondern das Organ, mit dem der Mensch denkt, plane und fühle. In der Barockzeit habe sich zwar das Image einer rein gefühlvollen Heiligen durchgesetzt, aber das Denken und Planen sei genauso wichtig bei Gertrud, sagte die Bildungsreferentin.

Wie die Zisterzienserin beides vereint hat, zeigte zum Schluss ein Blick in ihre Schriften. Dort schreibt sie von ihrer Liebe zu Christus in „sapientia“ (Weisheit). Gosebrink machte auf die Herkunft dieses Wortes aus dem Bereich der sinnlichen Wahrnehmung, des Riechens und Schmeckens, aufmerksam. Einen kleinen Vorgeschmack bekamen die Teilnehmer bei den Worten Gertruds: „Und im Recht solcher Liebe lass ich mich nicht irre machen und nehme für mich in Anspruch von Dir, was auch immer mir mangelt an Verdiensten von mir. Denn du bist der meine, und ich bin die deine.“

(5006/1788; E-Mail voraus)