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„Du musst das Beste aus Dir machen!“

Erfüllung, Zufriedenheit und Glück finden, in dem ich den Weg Jesu gehe und durch meine Haltung wie auch mein Tun die Frohe Botschaft bezeuge, darauf wies Domkapitular Clemens Bieber im Kloster Heidenfeld bei der Feier des Jubiläums am 16. April 2016 aus Anlass von 75, 70, 65, 60 und 50-jährigen Ordensprofess hin.

Die Predigt im Wortlaut:

„Du musst das Beste aus Dir machen!“ Wie oft bekommen Kinder das zu hören von Eltern, Großeltern, Angehörigen, gerade an besonderen Tagen wie einem Geburtstag oder in diesen Wochen bei der Feier der Erstkommunion.

„Du musst das Beste aus Dir machen!“ Das haben Sie vielleicht sogar aus Ihrem Bekanntenkreis – wo möglich mit einem eher fragenden Unterton zu hören bekommen –, als Sie damals in den Orden eingetreten sind.

„Du musst das Beste aus Dir machen!“ Das ist im Grunde eine passende Aufforderung, wenn, ja wenn es dabei nicht um die Vorstellung geht, materiell das höchst Mögliche für sich herauszuholen, Karriere zu machen – und sei es mit spitzen Ellenbogen, vielleicht sogar noch zu Lasten anderer; auch die Erfüllung der eigenen Existenz durch einen Titel oder ein bestimmtes Image festzumachen.

„Du musst das Beste aus Dir machen!“ Dabei geht es um weit mehr und Wichtigeres als materiellen Erfolg anzustreben.

„Du musst das Beste aus Dir machen!“ Für mich kann ich sagen, dass ich das als Kind auch immer wieder mal zu hören bekam, dass meine Eltern und auch die Erlöserschwestern, die ich in meiner Heimat erleben durfte, mir das Herz geweitet haben für einen größeren Horizont.
Wer mich kennt, weiß, dass ich in meinem ersten Beruf zunächst Bankkaufmann war und dann über den zweiten Bildungsweg zur Theologie kam und als Priester große Erfüllung im pastoralen Dienst gefunden habe.
Die Grundlage für beides – den Baukaufmann und den Pfarrer – erhielt ich auch im Schwesternhaus in meiner Heimat Glattbach. Nachdem ich als Kind fünf Jahre lang den Kindergarten besucht hatte und als Schulkind auch Ministrant wurde, schenkten mir die Schwestern im damaligen Konvent ihr Vertrauen, und ich durfte am Sonntag nach dem Amt im Schwesternhaus die Kollekte zählen. Damit war offenbar der Bankkaufmann vorprogrammiert.

Aber schon vorher in den Jahren des Kindergartens wurde – dessen bin ich mir sicher – durch die Schwestern das Bemühen meiner Eltern unterstützt, die Welt und das Leben mit der Botschaft des Glaubens besser zu verstehen. Denn damit wird die Weiche gestellt, um auf dem Weg in und durch das Leben eine Aussage wie „Du musst das Beste aus Dir machen!“ nicht einseitig nur materiell zu verstehen.

Die Frau am Jakobsbrunnen, der wir im Evangelium des heutigen Festgottesdienstes begegnet sind, ging ihrer Aufgabe nach, nämlich Wasser zu schöpfen und nach Hause zu tragen zum Trinken, Kochen, Waschen, Putzen usw. In der Begegnung mit Jesus wird ihr aber klar, dass es zum Leben mehr braucht als nur das Alltägliche, mehr als nur die Sorge um den Körper oder die irdische Existenz.

Am vergangenen Mittwoch war ich in Münsterschwarzach bei der Beerdigung von Bruder Eberhard. 38 Jahre lang war er Pförtner in der Abtei. Er war kein akademisch gebildeter Mensch, hatte zunächst Polsterer, dann Schreiner gelernt, als solcher sogar die Meisterprüfung gemacht, fand dann aber seine Erfüllung im Dienst an der Pforte.
Als er vor einem dreiviertel Jahr plötzlich von seiner schweren Krankheit erfuhr, da wurde für die Menschen um ihn herum sehr deutlich, dass seine Haltung eine glaubwürdige Predigt über ein abgrundtiefes Gottvertrauen war – bis in den letzten Atemzug hinein. So oft es mir möglich war, habe ich ihn in den vergangenen Monaten besucht. Letztlich hat er mich wie viele seiner Mitbrüder im Glauben an den Auferstandenen bestärkt.

Wenn wir im Bericht des Johannesevangelisten den zuvor gehörten Abschnitt weiterlesen, dann erfahren wir, dass die samaritische Frau – für Jesus zunächst also eine Fremde – ihren Wasserkrug stehen ließ und in ihrem Dorf die Kunde von Jesus verbreitete, so dass die Leute zu ihm kamen, um ihn kennenzulernen.

Sie, liebe Schwestern, die Sie heute auf 50, 60, 65 und sogar 70 und 75 Jahre Leben und Wirken als Erlöserschwestern zurückblicken, haben in Ihren Berufen, besser gesagt in Ihren Diensten an den Menschen im Auftrag des Erlösers aller Menschen für IHN Zeugnis gegeben. Sie waren im Alltag als Erzieherinnen in der Begleitung der Kinder auf dem Weg ins Leben tätig, dabei oftmals als Ratgeberinnen der Eltern. Sie sorgten für um das leibliche Wohl Ihrer Mitschwestern wie der Gäste und der um Hilfe Anklopfenden – ob in der Küche oder bei Tisch. Mit Ihrem handwerklichen Geschick bekleideten Sie Menschen, andere pflegten Kranke. Auch um eine geordnete Verwaltung der vielen Dienste waren Sie bemüht – ob in der eigenen Ordensgemeinschaft oder in den Einrichtungen, in denen Sie tätig waren. Einige waren als Katechetinnen in der Verkündigung engagiert.

Ohne dass es Ihnen dabei vielleicht über die Lippen gekommen ist, haben Sie den Menschen, mit denen und für die Sie da waren, die Botschaft vermittelt: „Das Beste aus Dir machen!“

Genau das tun Sie und die ganze Gemeinschaft der Erlöserschwestern in unseren Tagen mit dem großartigen Engagement für Menschen, die bei uns Zuflucht vor Terror und Krieg suchen und deshalb um Asyl bitten. Es sind Menschen, die aus völlig anderen Kulturkreisen zu uns kommen und zumeist eine andere religiöse Prägung haben als wir. Sie werden weder im Mutterhaus in Würzburg noch hier in Heidenfeld „missioniert“. Viel stärker ist das Zeichen, das Sie als Erlöserschwestern setzen mit der Annahme und Aufnahme der Flüchtlinge und der absichtslosen Sorge um sie. Damit berühren Sie das Herz der Menschen und weiten ihren Blick über die bisherigen Erfahrungen hinaus. Auch ohne Worte bezeugen Sie die Botschaft Jesu von der Gottes-, Selbst- und Nächstenliebe.

Deshalb dürfen Sie heute im Blick zurück auf ein langes Leben und Wirken im Dienst des Erlösers für sich selbst in Anspruch nehmen, dass Sie „das Beste aus sich gemacht haben“! Sie haben Ihre Begabungen, Ihre Berufung in den Dienst SEINER Frohen Botschaft gestellt und dabei Erfüllung, Zufriedenheit und Freude gefunden. Welche Erfüllung wäre größer als die, einem Menschen, ja vielen Menschen zum Leben verholfen zu haben.

Und so wie ich vor einigen Jahren hier an dieser Stelle meiner Kindergartenschwester, als wir sie und ihr Leben in die Hände Gottes empfohlen haben, Danke sagen durfte, so gibt es an all den Orten, wo Sie gelebt und gewirkt haben, Menschen, die immer wieder Danke und „Vergelt’s Gott“ sagen, weil Sie nicht einfach nur Kinder betreut, Kranke professionell gepflegt, Kleider genäht, gut gekocht oder einen ansprechenden Religionsunterricht gehalten haben. Vielmehr sind sie auch dafür dankbar, dass Sie durch Ihre Art zu leben und durch Ihre Haltung Zeugnis für die wichtigste Botschaft gegeben haben.
So haben Sie – ob bewusst oder unbewusst – das Beste aus Ihrem eigenen Leben gemacht.

Mit Ihnen sagt die ganze Gemeinschaft der Erlöserschwestern, mit Ihnen sagt die Diözese Würzburg, mit Ihnen sagen Ihre Angehörigen und ganz besonders zahlreiche andere Menschen heute Gott Dank, dass Sie – gemäß dem Leitwort Ihrer Jubiläumsfeier – „gestärkt durch die Quelle des Lebens“, dabei mitgewirkt haben, dass die Ihnen anvertrauten Menschen das Beste aus dem ihnen von Gott geschenkten Leben gemacht haben.
Und was gibt es Besseres als aus dem Vertrauen in Gott heraus seinen Weg zu gehen und die Welt in SEINEM Geist zu gestalten.
Danke, dass Sie das Beste aus sich gemacht haben!