Würzburg (POW) Die Sternschwestern im Elisabethenheim feiern ihr 140. Jubiläum. Die Feierlichkeiten am Samstag, 22. November, beginnen um 10 Uhr mit einer Messe zum Fest der heiligen Elisabeth in der Hauskapelle des Elisabethenheims. Zelebrant ist Schulreferent Domkapitular Monsignore Günter Putz. Nach dem Gottesdienst blicken Gäste und Schwestern in der Turnhalle gemeinsam auf die 140-jährige Tätigkeit der Sternschwestern in Würzburg zurück. In der Pausenhalle findet ein Advents- und Weihnachtsbasar von Hort, Kindergarten und -krippe sowie den Sternschwestern statt.
Die gemeinsame Geschichte der Sternschwestern in Würzburg und des Elisabethenvereins begann am 1. Januar 1868: Drei Franziskanerinnen von Maria Stern aus Augsburg übernahmen unter der Leitung von Schwester Oberin Mechthilde Brand die Aufgaben der Erlöserschwestern im Würzburger Elisabethenverein. Die Erlöserschwestern kümmerten sich fortan um die ambulante Krankenpflege, die Sternschwestern um die Erziehung der Mädchen.
Was mit drei Schwestern begann, wuchs im Laufe der Jahrzehnte kräftig weiter, so dass Anfang der 1970er Jahre beispielsweise bis zu 35 Schwestern täglich im Elisabethenheim im Einsatz waren. Sie versorgten in der Einrichtung alle Arbeitsbereiche – außer dem Hausmeisterdienst. Die Schwestern setzten immer wieder neue Schwerpunkte in ihrer Arbeit, bildeten weibliche Hauswirtschaftslehrlinge aus, waren in der Nähschule, dem Kindergarten und der Volksschule aktiv. Erst im Jahr 1953 wurde eine weltliche Lehrerin eingestellt. Heute unterrichten am Elisabethenheim ausschließlich weltliche Lehrkräfte. Vor 13 Jahren erhielt die Einrichtung zum ersten Mal in seiner Geschichte einen weltlichen Geschäftsführer.
Eine große Bewährungsprobe bestanden die Schwestern 1945: Während des großen Luftangriffs auf Würzburg blieb das Elisabethenheim vergleichsweise unversehrt. Auch dank der Schwestern, die die auf das Gebäude abgeworfenen Brandbomben eigenhändig löschten. Nach der Zerstörung begannen sie mit dem Wiederaufbau und versorgten in der Nachkriegszeit in den Räumen des Elisabethenheims insgesamt rund 40.000 Menschen, die dort Schutz und Unterkunft suchten. 1953 wurden Elisabethenheim und Sternschwestern von der Stadt Würzburg mit der goldenen Stadtplakette ausgezeichnet – als Zeichen des Dankes für Fürsorge und Geduld in ihren sozialen Tätigkeiten. Viele weitere Auszeichnungen folgten – darunter die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik oder das Caritaskreuz in Gold.
„Wir sind bei unseren Angeboten immer mit der Zeit gegangen“, sagt Schwester Oberin Jolanda Scheubner heute. Manchmal waren die Sternschwestern ihrer Zeit aber auch schon voraus: So ist das von Politik und Gesellschaft aktuell immer wieder eingeforderte Miteinander der Generationen im Elisabethenheim bereits seit Jahren an der Tagesordnung: Neben Ganztagskindergarten, Kinderheim sowie Hort- und Schulangebot, von denen mehrere hundert Kinder profitieren, existiert unter dem Dach des Elisabethenheims auch ein Alten- und Pflegeheim, in dem derzeit 42 Damen leben. Zwei der insgesamt fünf im Elisabethenheim lebenden Schwestern stehen noch aktiv im Berufsleben und engagieren sich im Alten- und Kinderheim. Die übrigen drei Schwestern sind zur Freude von Elisabethenheim-Geschäftsführer Simon Kuttenkeuler auf vielfältige Art und Weise im Haus aktiv: „Von der Arbeit in der Bücherei, über den Schließdienst bis hin zu Krankenbesuchen und Begleitungen beim Arztbesuch übernehmen sie die unterschiedlichsten Aufgaben.“
Doch auch vor den Sternschwestern hat der gesellschaftliche Wandel nicht Halt gemacht: Von ehemals neun Niederlassungen der Schwestern in Würzburg ist heute nur noch das Elisabethenheim übrig geblieben und ist damit die einzige verbliebene Filiale des Ordens in Unterfranken. Das Hauptaugenmerk des Ordens liegt auf der Arbeit im Gebiet rund um das Mutterhaus in Augsburg. Darüber hinaus sind die Schwestern auch in Brasilien und Mosambik aktiv. Was die Zukunft für die Sternschwestern im Elisabethenheim bringt, ist noch ungewiss. Ein frommer Wunsch ist allerdings schon formuliert: „Wir hoffen auf jeden Fall, dass uns die Schwestern noch möglichst lange erhalten bleiben“, sagt Kuttenkeuler und fügt nicht ohne Stolz hinzu: „Die Schwestern prägen eben dieses Haus.“
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