Wie kann da Katechese aussehen, wie der Glaube weitergetragen werden? Dieser Frage widmete sich beim Katholikentag das Podium „Echt? – Gott ist schon da! Katechese heute“.
Glaube bringt Menschen innerlich zum Leuchten – in diesem Punkt herrschte Einigkeit auf dem Podium. Aber wie sollen das Familien ohne feste Kirchenbindung erfahren? Der Tübinger Pastoraltheologe Professor Dr. Albert Biesinger schwört auf kirchliche Familienkatechese: „Eine Gemeinde muss sich so um Eltern kümmern, dass sie in der Lage sind, ihre Kinder religiös zu erziehen.“
Die Familienkatechese sollte aus Biesingers Sicht möglichst früh beginnen: mit der Segnung schwangerer Paare – und nicht erst mit der Taufvorbereitung. Eine kompetente Begleitung hin zur Taufe werde dadurch nicht ersetzt, unterstrich der Theologe. Und er empfahl, Eltern vor der Erstkommunion des Kindes ein Familienbuch an die Hand zu geben, das theologisches Basiswissen altersgerecht vermittelt.
Irritieren und berühren
„Wir glauben an keinen Gott, und es fehlt uns nichts.“ Diese Einstellung hätten die meisten Menschen in seinem Bistum, erzählte der Berliner Erzbischof Dr. Heiner Koch. Sein Ziel sei, diese Menschen zu irritieren. Man könne irritieren, indem man darauf hinweise, dass auch Atheismus kein Wissen, sondern Glaube sei. Irritierend wirke, wenn der Katholikentag in einer säkularisierten Stadt wie Leipzig stattfinde oder – wie tatsächlich geschehen – wenn sich eine bekannte Persönlichkeit wie der Leipziger Polizeipräsident taufen lasse.
Beim Irritieren sollte es nicht bleiben, führte Koch aus. Wichtig sei es, Betroffenheit zu erzeugen: durch die spirituelle Atmosphäre in kirchlichen Kindergärten oder Krankenhäusern, die auch kirchenferne Menschen anspreche; durch Rituale wie den Martinszug oder die Einzelsegnung bei religiösen Feiern; und durch die Einbindung kirchenferner Menschen in die Gemeindearbeit – sei es beim Schmücken der Kirche, dem Gestalten der Webseite oder dem Betreiben eines Festzelts. Katechese müsse über Generationen wieder wachsen, sagte Koch. Der Erfolg dieses Vorhabens hänge auch von der Offenheit der christlichen Gemeinden ab. Alleinerziehende etwa hätten oft das Gefühl, „bei uns zweitklassig zu sein“, bedauerte der Erzbischof.
Leichtigkeit
Weihbischof Ulrich Boom, der die Gesprächsrunde moderierte, verglich die Kirche mit einer großen Versicherungsgesellschaft. Glaube solle Menschen versichern: „Du bist getragen, du bist gehalten, egal was kommt.“ Das könne man aber nur mit einer „größeren Leichtigkeit“ transportieren, betonte er.
Das deckte sich mit den Erfahrungen von Ulrike Mayer-Klaus, Referentin für Familienpastoral im Bistum Rottenburg-Stuttgart, die allerdings auf dem männlich dominierten Katholikentagspodium nicht immer zu Wort kam. Ihrer Erfahrung nach ist Katechese wirksam, wenn sie Ruhe und Entlastung bietet. Dazu müssten pastorale Mitarbeiter ein Gespür für Lebenssituationen entwickeln, forderte Mayer-Klaus. Die religiöse Sprache müsse auf den Prüfstand. Und: „Die Leute sollten sich nie defizitär fühlen.“
Wortmeldungen aus dem Publikum, unter anderem von kirchlichen Mitarbeitern, zeigten: Das Befolgen solcher Vorschläge stoppt den Auszug aus der Kirche nicht immer. Wer einen Erstkommunionabend für Eltern mühevoll gestaltet, erlebt vielleicht dennoch, dass nur ein Bruchteil der Eltern kommt. Und selbst wenn Jugendliche nach einer Katechese positive Rückmeldungen geben, entfernen sie sich oft trotzdem wieder von der Gemeinde.
Die Podiumsteilnehmer versuchten, Enttäuschungen dieser Art aufzufangen: „Wer weiß, wann noch einmal irgendetwas Frucht bringt?“, kommentierte Erzbischof Koch. Ähnlich äußerte sich Ulrike Mayer-Klaus: „Was wir Grund gelegt haben, das bleibt.“ Die Wirkung von Katechese sei für Katecheten nicht unbedingt sichtbar. Beispielhaft zitierte sie einen Jugendlichen mit den Worten: „Nein, ich gehe nicht in die Kirche, aber ich denke am Abend an den Tag zurück und spreche mit Gott.“
Ulrich Bausewein
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