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„Die Dunkelheit wird aufgebrochen“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann in der Osternacht am Samstag, 3. April 2010, 22.30 Uhr, im Kiliansdom in Würzburg

Über der Osternacht liegt ein ähnlicher Zauber wie über der Weihnachtsnacht: Die Menschwerdung Gottes, sein Eintreten in unsere Geschichte, vollendet sich in der Osternacht, in der durch die Auferstehung Jesu Christi der göttliche Heilswillen zum Ziel gelangt ist: In seiner Auferstehung finden auch wir vom Tod zum Leben.

„Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut, und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.“ (Gen 1,1 u. 2) So begann heute Nacht der Reigen der Lesungen mit dem ersten Buch der Bibel, dem Buch Genesis. Dieser eindrucksvolle Schöpfungsbericht widerspricht nicht in sich einer möglichen Evolutionstheorie, da er in dichterischer Sprache Gottes Taten preist und keinen naturwissenschaftlichen Ablauf schildert. Er lenkt vielmehr unseren Blick auf die Entstehung der Erde und jeglichen Lebens durch Gott und stellt das Wunderbare der Schöpfung, die Vielfalt und die Verantwortung des Menschen für diese ihm überantwortete Welt heraus. Aber wie sieht die Wirklichkeit heute aus? Nicht nur ökologische Probleme, sondern vielmehr moralisch-ethische Probleme bestimmen in einem ungeheuren Ausmaß die von uns zu tragenden Konsequenzen.

Die zweite Lesung der heutigen Nacht ist aus dem Buch Exodus genommen. Sie greift eine Situation auf, die das Schreckliche, das Menschen Menschen antun können, anspricht – nämlich versklaven und ausbeuten. Doch Gott lässt den Menschen nicht im Elend. Er befreit ihn, wie der Auszug des Volkes Israel aus Ägypten mit dem faszinierenden Durchzug durch das Rote Meer zeigt. Für die Juden ist auch heute noch diese Heilstat Gottes das Ereignis seiner Liebe zum Volk Israel. Die entscheidende Aussage lautet: der Herr rettet den Menschen, der zu ihm schreit, aus seiner tiefsten Not.

Sicherlich, liebe Schwestern und Brüder, ich weiß, dass jetzt manche von Ihnen sagen: Schön wäre es ja. Aber lässt Gott nicht auch Menschen trotz ihrer Bitte um Errettung und trotz ihres Glaubens an seine Hilfe im Elend sterben? Ohne Umschweife muss ich sagen: Ja, diesen Eindruck kann man gewinnen. Ich denke dabei an Menschen, die durch Naturgewalten, aber auch durch brutales Vorgehen anderer Menschen, Schreckliches erleiden und den Tod finden. Die äußerst schwierige Frage nach dem Sinn und Stellenwert des Leidens in dieser Welt bleibt. Ich kann dabei nur auf den Gekreuzigten zeigen, der in seinem Leiden und Sterben die ganze Not der Menschheit auf sich gezogen hat. Das, was wir mit Ursünde bezeichnen, zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte und wurde auch gerade in den letzten Wochen innerkirchlich wieder besonders schmerzlich erfahrbar.

Die Schilderung der Errettung des Volkes Israel aus Ägypten ist für uns nicht nur ein Hinweis auf Gottes erbarmendes Eingreifen in die irdischen Geschicke, sondern ein Verweis auf sein Eingreifen in unser seelisches Leben. Er will uns vor dem ewigen Tod retten. Die alles entscheidende Frage lautet: Glauben wir an die Berufung zum ewigen Leben? Viele gläubige Christen – z.B. Dietrich Bonhoeffer, Alfred Delp und der bald selig zu sprechende Würzburger Pfarrer Georg Häfner – haben im KZ Erniedrigung, Folter und Tod erlitten in dem Bewusstsein, dass sie das Ewige Leben erlangen. Sie haben in dieser Extremsituation ihres Lebens ergreifend von ihrem Glauben an Christus, der für uns, für unsere Sünden gestorben, ist, damit wir das Leben haben, Zeugnis abgelegt. In diesem Glauben fanden sie die Kraft zu leben und zu sterben. Christus ist vom Tode erstanden und hat uns damit das Tor zum ewigen Leben geöffnet. Der Durchzug durch das Rote Meer wird so gleichsam zur Chiffre für den Tod Jesu, der am dritten Tag von den Toten auferstand.

Diese Glaubensgewissheit feiern wir in dieser heiligen Nacht. Sie lenkt unseren Blick mit der dritten Lesung aus dem Buch Jesaja (54,5-14), in der der Prophet die Huld Gottes beschwört, auf die Neuschöpfung im Bild des himmlischen Jerusalems: „Du Ärmste, vom Sturm Gepeitschte, die ohne Trost ist, sieh her“ heißt es da: „Ich selbst lege dir ein Fundament aus Malachit und Grundmauern aus Saphir…(Jes 54,11 u. 12) Ursprünglich wollte Jesaja damit sein Volk trösten, das Gottes Zorn in der Zerstörung Jerusalems (587 v. Chr.) zu spüren bekommen hatte. Uns weist diese Verheißung auf die Geheime Offenbarung, in der der Seher Johannes die Pracht der künftigen Himmelsstadt mit der Beschreibung kostbarer Materialien wie Edelsteine, Perlen, Gold und Silber eindringlich schildert.

Das, liebe Schwestern und Brüder, ist das Entscheidende dieser heiligen Nacht: Die Dunkelheit und Endlichkeit unseres irdischen Lebens wird aufgebrochen in das Licht der Auferstehung. Wir haben nicht nur eine Vergangenheit, sondern eine noch viel größere Zukunft. Wir tappen nicht nur durch die Dunkelheiten unseres Daseins, sondern können jetzt im Lichte des Auferstandenen unsere Wirklichkeit tiefer verstehen und gestalten.

Die Frauen am leeren Grab ringen sich zur Erkenntnis des Unfassbaren durch: Der Herr ist wahrhaft auferstanden. In diesem Licht sehen sie das Gewesene ganz neu und begreifen die Worte und Taten Jesu Christi ganz anders. Ihnen glüht auf einmal das Herz. Sie laufen zu den überraschten Aposteln und bringen sie dazu, sich mit dieser Ungeheuerlichkeit zu befassen. – Glüht auch unser Herz? Wie macht sich bei uns dieses Osterlicht bemerkbar? Amen.

Über der Osternacht liegt ein ähnlicher Zauber wie über der Weihnachtsnacht: Die Menschwerdung Gottes, sein Eintreten in unsere Geschichte, vollendet sich in der Osternacht, in der durch die Auferstehung Jesu Christi der göttliche Heilswillen zum Ziel gelangt ist: In seiner Auferstehung finden auch wir vom Tod zum Leben.

„Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut, und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.“ (Gen 1,1 u. 2) So begann heute Nacht der Reigen der Lesungen mit dem ersten Buch der Bibel, dem Buch Genesis. Dieser eindrucksvolle Schöpfungsbericht widerspricht nicht in sich einer möglichen Evolutionstheorie, da er in dichterischer Sprache Gottes Taten preist und keinen naturwissenschaftlichen Ablauf schildert. Er lenkt vielmehr unseren Blick auf die Entstehung der Erde und jeglichen Lebens durch Gott und stellt das Wunderbare der Schöpfung, die Vielfalt und die Verantwortung des Menschen für diese ihm überantwortete Welt heraus. Aber wie sieht die Wirklichkeit heute aus? Nicht nur ökologische Probleme, sondern vielmehr moralisch-ethische Probleme bestimmen in einem ungeheuren Ausmaß die von uns zu tragenden Konsequenzen.

Die zweite Lesung der heutigen Nacht ist aus dem Buch Exodus genommen. Sie greift eine Situation auf, die das Schreckliche, das Menschen Menschen antun können, anspricht – nämlich versklaven und ausbeuten. Doch Gott lässt den Menschen nicht im Elend. Er befreit ihn, wie der Auszug des Volkes Israel aus Ägypten mit dem faszinierenden Durchzug durch das Rote Meer zeigt. Für die Juden ist auch heute noch diese Heilstat Gottes das Ereignis seiner Liebe zum Volk Israel. Die entscheidende Aussage lautet: der Herr rettet den Menschen, der zu ihm schreit, aus seiner tiefsten Not.

Sicherlich, liebe Schwestern und Brüder, ich weiß, dass jetzt manche von Ihnen sagen: Schön wäre es ja. Aber lässt Gott nicht auch Menschen trotz ihrer Bitte um Errettung und trotz ihres Glaubens an seine Hilfe im Elend sterben? Ohne Umschweife muss ich sagen: Ja, diesen Eindruck kann man gewinnen. Ich denke dabei an Menschen, die durch Naturgewalten, aber auch durch brutales Vorgehen anderer Menschen, Schreckliches erleiden und den Tod finden. Die äußerst schwierige Frage nach dem Sinn und Stellenwert des Leidens in dieser Welt bleibt. Ich kann dabei nur auf den Gekreuzigten zeigen, der in seinem Leiden und Sterben die ganze Not der Menschheit auf sich gezogen hat. Das, was wir mit Ursünde bezeichnen, zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte und wurde auch gerade in den letzten Wochen innerkirchlich wieder besonders schmerzlich erfahrbar.

Die Schilderung der Errettung des Volkes Israel aus Ägypten ist für uns nicht nur ein Hinweis auf Gottes erbarmendes Eingreifen in die irdischen Geschicke, sondern ein Verweis auf sein Eingreifen in unser seelisches Leben. Er will uns vor dem ewigen Tod retten. Die alles entscheidende Frage lautet: Glauben wir an die Berufung zum ewigen Leben? Viele gläubige Christen – z.B. Dietrich Bonhoeffer, Alfred Delp und der bald selig zu sprechende Würzburger Pfarrer Georg Häfner – haben im KZ Erniedrigung, Folter und Tod erlitten in dem Bewusstsein, dass sie das Ewige Leben erlangen. Sie haben in dieser Extremsituation ihres Lebens ergreifend von ihrem Glauben an Christus, der für uns, für unsere Sünden gestorben, ist, damit wir das Leben haben, Zeugnis abgelegt. In diesem Glauben fanden sie die Kraft zu leben und zu sterben. Christus ist vom Tode erstanden und hat uns damit das Tor zum ewigen Lebens geöffnet. Der Durchzug durch das Rote Meer wird so gleichsam zur Chiffre für den Tod Jesu, der am dritten Tag von den Toten auferstand.

Diese Glaubensgewissheit feiern wir in dieser heiligen Nacht. Sie lenkt unseren Blick mit der dritten Lesung aus dem Buch Jesaja (54,5-14), in der der Prophet die Huld Gottes beschwört, auf die Neuschöpfung im Bild des himmlischen Jerusalems: „Du Ärmste, vom Sturm Gepeitschte, die ohne Trost ist, sieh her“ heißt es da: „Ich selbst lege dir ein Fundament aus Malachit und Grundmauern aus Saphir…(Jes 54,11 u. 12) Ursprünglich wollte Jesaja damit sein Volk trösten, das Gottes Zorn in der Zerstörung Jerusalems (587 v. Chr.) zu spüren bekommen hatte. Uns weist diese Verheißung auf die Geheime Offenbarung, in der der Seher Johannes die Pracht der künftigen Himmelsstadt mit der Beschreibung kostbarer Materialien wie Edelsteine, Perlen, Gold und Silber eindringlich schildert.

Das, liebe Schwestern und Brüder, ist das Entscheidende dieser heiligen Nacht: Die Dunkelheit und Endlichkeit unseres irdischen Lebens wird aufgebrochen in das Licht der Auferstehung. Wir haben nicht nur eine Vergangenheit, sondern eine noch viel größere Zukunft. Wir tappen nicht nur durch die Dunkelheiten unseres Daseins, sondern können jetzt im Lichte des Auferstandenen unsere Wirklichkeit tiefer verstehen und gestalten.

Die Frauen am leeren Grab ringen sich zur Erkenntnis des Unfassbaren durch: Der Herr ist wahrhaft auferstanden. In diesem Licht sehen sie das Gewesene ganz neu und begreifen die Worte und Taten Jesu Christi ganz anders. Ihnen glüht auf einmal das Herz. Sie laufen zu den überraschten Aposteln und bringen sie dazu, sich mit dieser Ungeheuerlichkeit zu befassen. – Glüht auch unser Herz? Wie macht sich bei uns dieses Osterlicht bemerkbar?

Amen.