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Dicke Luft und ein künstlicher Sturm

Wie Feuerwehr und eine Vielzahl weiterer Akteure im Hintergrund dafür sorgen, dass beim „Tag der Ehejubilare“ alles reibungslos abläuft

Würzburg (POW) Um 16.35 Uhr kommt über Funk das Kommando: „Dom absperren“. Flugs spannen Feuerwehrfrauen und -männer Seile vor die Zugänge am Kiliansplatz und dem Hauptportal. 2200 Menschen drängen sich zu diesem Zeitpunkt am Montag, 6. Juli, bereits im Dom. Wer jetzt noch am Tag der Ehejubilare teilnehmen will, wird auf das Neumünster verwiesen. „Ich bin vom Bischof eingeladen. Und jetzt darf ich nicht einmal in den Dom? Ihr spinnt ja!“, ruft ein Rentner erzürnt. „Wenn ich nicht in den Dom darf, dann will ich auch keinen Gottesdienst“, schimpft eine Frau. Sonst haben die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Würzburg mit Unfällen und Bränden zu kämpfen. Heute gilt es freundlich, aber bestimmt allerhand dicke Luft zu ertragen. Vor allem in den verbleibenden Minuten bis zum Beginn des Gottesdiensts um 17 Uhr.

Nachmittags um kurz nach halb vier ist die Lage noch vergleichsweise entspannt. Auf dem Kiliansplatz stehen an die 50 Ehepaare und warten darauf, dass sie in den Dom hineingelassen werden. In der Sakristei besprechen Bischofssekretär Domvikar Simon Mayer und Notfallseelsorger Diakon Ulrich Wagenhäuser den geplanten Ablauf. Über Funk steht er in Kontakt mit Feuerwehr und den Rettungskräften der Malteser. Hauptbrandmeister Fred Koch und die vier Löschzüge aus der Sanderau, der Zellerau, Grombühl und der Stadtmitte sind eingetroffen und werden von Wagenhäuser instruiert. „Es sind mehr Leute angemeldet als in den Dom hinein dürfen.“ Mit Zählgeräten ausgerüstet, sollen die Feuerwehrleute an den Eingängen die Zahl der Gläubigen überwachen und die Ehepaare ins Neumünster umleiten, wenn in der Kathedrale alle Plätze – inklusive der 1000 zusätzlichen Stühle – besetzt sind.

Im Neumünster schwitzt derweil noch Ali Patzak mit seinem Team. Sechs große Bildschirme haben sie seit den Morgenstunden in Haupt- und Seitenschiffen sowie in der Anbetungskapelle aufgestellt und verkabelt. Jetzt gilt es noch, den großen Projektor für die Leinwand über dem Altar startklar zu machen. Die wechselseitige Tonübertragung vom Dom zum Neumünster ist seit der Renovierung problemlos möglich. „Bei der Weihbischofsweihe haben wir schon einmal mit der Fernsehredaktion des Bistums zusammengearbeitet. Wir sind als Team also bestens eingespielt“, sagt Patzak, der trotz des Zeitdrucks äußerlich gelassen wirkt. Wenige Schritte von ihm entfernt geht Alexandra Eck von der Dombesucherpastoral mit sechs Helfern vom Präsenzdienst Neumünster durch die Kirche und erläutert, welche Wege unbedingt freibleiben müssen. Im Dom warten rund 25 Frauen und Männer – hauptsächlich aus dem Team der Familienseelsorge – darauf, die Menschenmassen zu lenken und die Notausgänge freizuhalten. Um 16.10 Uhr gehen die Tore auf und ein Strom von Paaren drängt in die Kathedrale.

Auf der Wiese im Innenhof des Domkreuzgangs ist von dem Trubel noch nichts zu spüren. Hausmeister Robert Liebhart, zuständig für das Sankt Burkardushaus, und sein Ordinariatskollege Hans Geiger schleppen bei grellem Sonnenschein Biergarnitur um Biergarnitur herbei. „Heute haben wir insgesamt 100 Tische samt Bänken aufgestellt. Eine echte Herausforderung war es auch, 3000 Weingläser zu bekommen“, erzählt Monika Röll, Hauswirtschaftsleiterin des Sankt Burkardushauses. 30 Personen zählt das Team, das sich an diesem Abend um Speis‘ und Trank für die Schar der Gäste kümmert.

Jede Menge Wasser verteilen bereits während des Gottesdienstes die zwölf Malteser-Kräfte, die in Dom und Neumünster im Einsatz sind. „Bei dem heißen Wetter haben wir hier ein paar Leute mit Kreislaufproblemen behandelt. Ein Patient musste sogar mit dem Notarztwagen ins Krankenhaus“, sagt Beate Gerhard, Zugführerin der Schwesterhelferinnen. Die Dommesner Harald Müller-Höfler und Thomas Schumann haben gleich nach dem Einzug alle Türen des Doms aufgemacht, damit wenigstens ein bisschen Wind durch die schwüle Hitze wehen kann. Beim Zurückgehen in Richtung Sakristei klopft Müller-Höfler dem Bischofssekretär auf die Schulter. Der pendelt zwischen Neumünster und Dom, um zu schauen, dass alles läuft. „Herzlichen Glückwunsch, es klappt alles“, sagt Müller-Höfler. Ein plötzlicher Regenschauer beschleunigt ihre Schritte.

Kurz nach halb sieben öffnen zwei Feuerwehrmänner die Seitentüre des Neumünsters in Richtung Kiliansplatz. Der Gottesdienst ist zu Ende. Die ersten Ehepaare suchen den Weg zum Domkreuzgang und lassen sich von den Uniformierten den Weg weisen. Bischof Hofmann winkt dem Strom der Jubilare zu, als er mit den Ministranten und den Konzelebranten beim Auszug über den Kiliansplatz zum Hintereingang der Domsakristei läuft. Zwei Minuten später betritt er mit Albe und Stola bekleidet das Neumünster, um dort Ehejubilare zu segnen. Später wechselt er wieder in den Dom, um den Weihbischof und das Domkapitel zu unterstützen.

Um 19.25 Uhr sind auch die letzten Paare gesegnet. Diözesanfamilienseelsorger Domvikar Stephan Hartmann bittet sie über das Mikrofon, den Dom zu verlassen. Die Luft im Kirchenraum ist stickig und riecht nach Schweiß und Menschenmassen. Am Hauptportal hat die Feuerwehr zwei große Windmaschinen in Stellung gebracht. Flinke Ordnerhände sammeln die Liedblätter ein, die Dommesner löschen die Kerzen und schließen bis auf den Haupteingang und das Kiliansportal alle Tore. Ein Wink vom Kommandanten. Mit viel Motorengeheul bricht ein kleiner Sturm über die Kathedrale herein. Und jegliche dicke Luft ist schnell vergessen.

(2809/0798; E-Mail voraus)

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