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Der Welt mit der Haltung Jesu begegnen

Mit Hinweis auf die Terroranschläge, die unsere Welt erschüttern, verwies Domkapitular Clemens Bieber in seiner Predigt beim Abendmahlsgottesdienst in Randersacker darauf, dass die Probleme auf Dauer nicht allein mit verbesserten Sicherheitsmaßnahmen zu lösen sind. „Es gilt, die Herausforderung grundsätzlich anzugehen. Und das beginnt mit der Frage nach der geistigen und geistlichen Grundlage im Leben eines jeden Einzelnen und unserer Gesellschaft insgesamt.“ All den Herausforderungen unserer Zeit „sollten wir begegnen mit der Haltung Jesu, die den Menschen und ihrem Leben Wertschätzung und Würde entgegen- und die Liebe Gottes nahebringt.“

Terror durchzieht die Welt! Tag für Tag passieren an vielen Orten rings um den Erdkreis Terroranschläge. Innerhalb weniger Monate nun wiederum ein schreckliches Attentat mitten in Europa. 31 Menschen wurden am vergangenen Dienstagvormittag in Brüssel getötet, 270 teilweise schwer verletzt. Die Täter suchen sich gezielt belebte Orte aus wie den Flughafen oder die Metro. Sie wollen töten!

Mehr und mehr Details werden bekannt. Im konkreten Fall sind die Attentäter in Belgien geboren, wuchsen im Land auf und irgendwann radikalisierten sie sich, brachen auf, um in Ländern des Nahen und Mittleren Ostens sich als Kämpfer ausbilden zu lassen. Manche haben sogar für eine gewisse Zeit mit den Terrormilizen gekämpft, bevor sie nach Europa zurückkehrten, um hier ihre fanatischen Ideen mit Gewalt durchzusetzen.

Wer als Selbstmordattentäter nach dem Leben anderer Menschen trachtet, der hat offensichtlich die Wertschätzung für das eigene Leben und damit auch für das Leben der Mitmenschen und deren Würde verloren.

Politiker, Journalisten, Kommentatoren versuchen die Lage zu analysieren, sie weisen auf Schwachstellen in den Sicherheitssystemen hin, kritisieren die mangelnde Kooperation zwischen den Geheimdiensten der einzelnen Länder usw. Es werden Forderungen nach einer verbesserten Sicherheitsarchitektur erhoben.

Das alles ist – wie ich meine – als erste Sofortmaßnahme richtig und wichtig, aber damit lösen wir das Problem auf Dauer ganz gewiss nicht.

In dem vielstimmigen Chor der Talkrundenteilnehmer werden in diesen Tagen immer wieder unsere Freiheit und die Werte unserer Gesellschaft betont, die es zu verteidigen gilt. Genau bei dieser Forderung drängt sich mir die Frage auf: Was sind eigentlich unsere Werte?

  • Ist es ein Wert, meine individuelle Freiheit auszuleben auch auf Kosten anderer?
  • Ist es ein Wert, grenzenlosen Konsum in Anspruch zu nehmen und zu genießen?
  • Ist es ein Wert, Fun und Spaß bis zum Überdruss auszukosten?
  • Ist es ein Wert, materiellen Gewinn und maximalen Profit als Grundlage für jegliches Geschäftsmodell zu erachten?
  • Ist es ein Wert, menschliches Leben nach eigenem Gutdünken zuzulassen oder zu beenden?

Einzelne Details aus der Lebensgeschichte von jungen Menschen, die unser Land verlassen haben und ihr Glück in einer islamistischen Terrorbewegung suchen, zeigen, dass viele irgendwann nicht mehr mit der Lebensweise und den Lebensinhalten, die sie bei uns wahrgenommen haben, zurechtkamen; sie waren Spaß und Fun, sie waren der oft geistlosen materiellen Ideale, die bei uns in vielen Bereichen hochgehalten werden, überdrüssig.

Genau das war und ist die Chance für diejenigen, die junge Menschen anwerben. Sie versprechen ihnen ein größeres, bleibendes Glück.

Deswegen werden wir das Problem des Terrors auf Dauer nicht allein mit verbesserten Sicherheitsmaßnahmen lösen. Es gilt, die Herausforderung grundsätzlich anzugehen. Und das beginnt mit der Frage nach der geistigen und geistlichen Grundlage im Leben eines jeden Einzelnen und unserer Gesellschaft insgesamt. Dass z.B. Jahr für Jahr die Frage nach den Stillen Tagen, nach einen Tag zur Besinnung wie dem Karfreitag, zu Diskussionen führt, ist aus meiner Sicht ein Anzeichen dafür, dass noch längst nicht verstanden wurde, um was es dabei geht.

Wenn wir über die Grundlage eines „sinn“-vollen und „wert“-vollen Lebens und Miteinanders nachdenken wollen, dann bietet der heutige Abend mit den Zeichen, die Jesus setzt, den Auftakt zum Umdenken:

Während für die Jünger die Zusammenkunft dem gewohnten und üblichen Ritual zum Paschafest entsprach, füllt Jesus diese Form mit neuem Inhalt, ja mit Leben. Es geht jetzt nicht mehr nur um eine fromme Erinnerung bzw. religiösen Brauch, es geht um die Zusammenfassung seines Lebens, seines Wirkens und seiner Botschaft.

Jesus hat den Menschen Communio geschenkt. ER hat Niedergeschlagene aufgerichtet, Traurige getröstet, Kranke geheilt, Sündern zu einem neuen Anfang verholfen. Er hat Menschen zusammengeführt, Ausgegrenzte in die Mitte gestellt usw. In all dem haben die Menschen die heilvolle Nähe Gottes erfahren und aufs neue Vertrauen und Mut zum Leben gewonnen. Allen voran haben SEINE Jünger gelernt, dass wir uns den Himmel nicht als Einzelgänger verdienen können, sondern ihn miteinander finden werden. Und wir finden ihn auch nicht mit formaler Erfüllung noch so frommer Pflichten.

Deshalb ist Jesus aufgestanden, nicht um zum Angriff aufzurufen, sondern um sich niederzuknien und die Füße zu waschen. Damit setzt ER ein Zeichen der Demut, das zum Leben verhilft.

Das ist etwas ganz anderes, als durch Konsumterror ein Mehr an Lebensglück gewinnen zu wollen. Und das ist auch etwas völlig anderes als durch Gewalt Menschen anderer Lebenshaltungen ausmerzen und zu einer bestimmten Glaubenspraxis zwingen zu wollen.

Damit komme ich zurück zu meiner Überzeugung, dass  noch so aufgerüstete Sicherheitsmaßnahmen angesichts des Terrors, der das Leben von Menschen bedroht, ungenügend sind, um auf Dauer unserer Welt eine friedvolle und gerechte Ordnung zu geben.

Wir sollten die Begriffe Freiheit und Werte klug bedenken. Es geht nicht um Freiheit von, sondern um Freiheit für etwas. Deshalb erschüttern mich die immer wieder aufflammenden Diskussionen, ob ein Kreuz im öffentlichen Raum erlaubt sein darf oder nicht.

Es stimmt mich nachdenklich, wenn der Auftrag unserer Verfassung immer weniger Beachtung findet, nämlich Erziehung und Bildung bewusst im Respekt vor Gott und den Menschen zu gestalten. Dieser Auftrag wurde bewusst nach dem Untergang des größten Terrorismusstaates im 20. Jahrhundert, dem Dritten Reich, so grundgelegt.

Es ist im wahrsten Sinne des Wortes not–wendig, den Kindern von klein auf in Familie, in Kindergarten, Schule und Sozialraum diesen Respekt zu vermitteln und das Vertrauen in Gott zu stärken, der uns trägt und hält in frohen und schweren Zeiten des Lebens.

Wir sollten nicht übersehen, dass sich auch in unserem Land junge Menschen terroristischen Organisationen zuwenden. Ebenso ist eine Haltung anzutreffen, die Not und Leid von Flüchtlingen ausblendet und denen, die vor Krieg und Terror fliehen, bei uns keinen Schutz gewähren will. Zudem sollten wir bedenken, dass unsere Wirtschaftsordnung, vielfach nur auf maximalen Profit aus ist – meist zu Lasten von schwachen Menschen und unterentwickelten Ländern – und damit eine gerechte Weltwirtschaftsordnung unmöglich macht. All dem sollten wir begegnen mit der Haltung Jesu, die den Menschen und ihrem Leben Wertschätzung und Würde entgegen- und die Liebe Gottes nahebringt.

Die Welt wird sich nach und nach verändern, wenn der Geist Jesu und SEINE zum Leben die Herzen der Menschen erreicht – auch durch uns! 

Domkapitular Clemens Bieber
www.caritas-wuerzburg.de

Letzte Chance

angebracht wären
so knapp vor dem tod
eines welterlösers 

die letzte
programmatische rede
vor der öffentlichkeit,
ein unvergessliches wunder,
die internen anordnungen
für eine geregelte übernahme,
das verfassen eines testamentes,
das nützen der zeit
für den abschied.

doch er
nimmt
die schüssel,
legt ab
das zeichen
seiner würde
und wäscht füße
wie ein sklave

so knapp
vor dem tod
eines welterlösers