Würzburg/Kaolack (POW) Von einem vertieften Austausch profitieren Deutsche und Senegalesen, ist Kaplan Jacques Ngom (32) überzeugt. Der junge Priester aus der Diözese Kaolack des westafrikanischen Landes weilt bis Ende August auf Einladung der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) in Deutschland. Unter anderem in Gaurettersheim, Friesenhausen, Prosselsheim und Aidhausen, der Partnergemeinde seiner Heimatpfarrei Ndiebel, hat Ngom über Geographie, wirtschaftliche Situation und die katholische Kirche seiner Heimat referiert.
„Wir haben seit Jahren damit zu kämpfen, dass die Wüste auf dem Vormarsch ist. Und auch in den bislang fruchtbaren Gebieten gibt es Schwierigkeiten.“ Zum einen gingen die Niederschläge zurück, zum anderen gelange über die Flüsse zunehmend Salzwasser ins Landesinnere und verderbe die Böden. Ngom moniert, dass die Politik seines Landes keine einheitliche und wirksame Vorgehensweise gegen die Probleme anbiete. Im Gegenteil: „Nach Jahren mit schlechter Ernte und wegen der schlechten Weltmarktpreise sind die Kleinbauern oft gezwungen, den gesamten Ertrag ihrer Felder zu verkaufen. Für die nächste Saat fehlt es ihnen dann an Saatgut.“ Ganz zu schweigen von Ersparnissen, um neue Sämereien zu kaufen. Nur 16 Prozent der Landesfläche sind überhaupt für die Landwirtschaft nutzbar. „Der Ackerbau erfolgt oft äußerst extensiv und ohne Spezialisierung.“
Um die Hilfe zur Selbsthilfe zu unterstützen, baue die katholische Kirche im Bistum Kaolack unter anderem Zisternen, in denen das Regenwasser gesammelt wird. „Zu unserer Sozialpastoral gehören auch die beiden Landwirtschaftsschulen, von denen eine auf Geflügelzucht und Rindermast, die andere auf Obstanbau spezialisiert ist. „Um das Problem mit dem Saatgut zu entschärfen, haben wir außerdem Lagerhäuser erbaut, in denen sich die Kleinbauern Saatgut leihen können, das sie nach der nächsten Ernte mit einem geringen Aufschlag in natura zurückzahlen.“ Die katholische Kirche in Deutschland, allen voran Caritas und KLB, habe in den vergangenen Jahren viel Unterstützung geleistet. „Sei es beim Brunnenbau, beim Schaffen von Verbandsstationen oder in Sachen Ausbildung.“
Erste Anlaufstelle bei Nöten jeglicher Art sei das Pfarrhaus. „Auch wenn Christen nur fünf Prozent der Bevölkerung ausmachen: Wir helfen ohne Ansehen der Person.“ Fehlendes Essen, Unterstützung beim Schulgeld, ein notwendiger Transport ins Krankenhaus: Typische Fälle der Pastoral für Kaplan Ngom. „Erst vor meinem Abflug habe ich mit dem Auto eine Schwangere zur Entbindung gefahren.“
Augenfällig sei für ihn bei seiner Deutschlandreise der Unterschied zwischen der Kirche in seiner Heimat und der deutschen: „Ich vermisse im Gottesdienst die Kinder. Zuhause ist die Kirche voller Leben. Da gibt es mehr Rhythmus, ist mehr Gemeinschaft und Freude spürbar.“ Es sei für ihn ganz selbstverständlich, dass die Tür des Pfarrhauses immer offen stehe. Öffnungs- oder Sprechzeiten seien den Geistlichen im Senegal fremd. „Außerdem ist es bei uns selbstverständlich, dass mehrere Priester unter einem Dach wohnen, auch wenn ihre Pfarreien womöglich ein wenig weiter weg liegen.“
Trotz seiner intensiven Einbindung in die Pfarrei findet Ngom Zeit, für die Diözese das kirchliche Radioprogramm mit zu koordinieren. „Bei verschiedenen lokalen Radiostationen bieten wir unter anderem liturgische, biblische, nachrichtliche und thematische Sendungen an.“ Die jeweils halbstündigen Sendungen gestalteten ehrenamtliche Mitarbeiter und er je zur Hälfte auf Französisch und Wolof. „Insgesamt gestaltet die Kirche rund zehn Stunden Programm pro Woche.“ Mittelfristig träumt Ngom davon, von einem kirchlichen Fernsehstudio aus die mehr und mehr entstehenden TV-Sender mit Beiträgen zu versorgen. „Die Leute schauen lieber Fernsehen.“ Bislang gebe es nur in den städtischen Gebieten Fernsehgeräte. Die Energieversorgung auf dem flachen Land sei aber im Aufbau, unter anderem durch immer mehr Solaranlagen.
Die Partnerschaft zwischen dem Senegal und Deutschland sei derzeitig mehr ein Nehmen von afrikanischer Seite. „Für die Zukunft denke ich, dass der Austausch von Süd nach Nord über unseren menschlichen Reichtum erfolgen kann.“ Der senegalesische Kaplan denkt unter anderem an das Entsenden von jungen Priestern, entweder für den dauerhaften Einsatz oder als Urlaubsaushilfen. „Der Austausch zwischen den Kulturen, das Kennen lernen von Mensch zu Mensch ist unerlässlich.“
(3607/1209; E-Mail voraus)
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