Sogar eine Quote wurde festgeschrieben, auch wenn die noch weit von Gleichstellungs- oder Beteiligungsregelungen entfernt ist, wie sie in der säkularen Welt – zumindest in der Theorie – üblich sind. Im Vergleich zur säkularen Welt steckt die katholische Kirche ja in einem zweifachen Dilemma: Zur nicht vorhandenen Geschlechtergerechtigkeit kommt noch die Differenzierung in Geweihte und Nichtgeweihte. Vor diesem Hintergrund ist es ein bemerkenswerter Schritt, dem allerdings weitere folgen müssen.
Nun ist es grundsätzlich nicht nur negativ zu bewerten, dass die Kirche eine gewisse Ungleichzeitigkeit mit gesellschaftlichen Entwicklungen aufweist, nicht jeden Trend aufgreift, zumal gerade heute vieles sehr kurzatmig und kurzlebig und/oder ideologisch aufgeladen ist. Auch sollte die grundsätzliche Verweigerungshaltung gegenüber der modernen Gesellschaft, die lange Zeit den Kurs bestimmt hatte, spätestens mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil überwunden sein.
Allerdings – und auch das hat das Konzil formuliert – erfordert dieser Weg genaues Hinhören und Hinschauen, Gespür für Entwicklungen und die Kunst der Unterscheidung. Da kann es eigentlich nur zielführend sein, wenn diejenigen, die das leisten sollen, eine möglichst große Bandbreite an Erfahrungen, Lebenshintergründen und Persönlichkeiten aufweisen und nicht nur einer einzigen, noch dazu stark geprägten Lebenswelt entstammen. Außerdem bietet eine solche Vielfalt dem Heiligen Geist, um dessen Beistand wir immer wieder und gerade jetzt vor Pfingsten beten, weitaus vielfältigere Wirkungs-
möglichkeiten als seine Beschränkung auf nur einen Stand. Zumal man nicht selten den Eindruck hat, dass diejenigen, die den Geist für sich gepachtet zu haben glauben, ihm am wenigsten (zu-)trauen.
Wolfgang Bullin