Würzburg (POW) Seine persönlichen Erinnerungen an die Bombennacht des 16. März 1945 hat Bischof Dr. Friedhelm Hofmann dem Künstlerischen Betriebsdirektor des Mainfranken-Theaters Würzburg, Alexander Jansen, geschildert. Er sei damals mit seinen Brüdern und seiner Mutter von Köln in das Heimatdorf seinen Vaters in der Nähe von Ellwangen evakuiert gewesen, sagte der 1942 geborene Bischof. Als er dann am Horizont einen glühenden Schein entdeckt habe, habe er sich bei seiner Mutter danach erkundigt, was das sei. „Ich weiß noch heute, obwohl ich damals noch keine drei Jahre alt war, dass alle Leute aufgeregt durcheinander liefen und es immer wieder hieß: ‚Würzburg brennt‘“, berichtete der Bischof.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Endspiel – Würzburger Apokalypse 2010“ sind bis Montag, 15. Februar, Menschen, die damals Kinder oder Jugendliche waren, aufgefordert, ihre Erinnerungen zu schildern. Jansen möchte daraus eine Collage erstellen, die dann am Samstag, 13. März, unter dem Titel „Eine Nacht in der Kindheit“ von Kindern und Jugendlichen der Dommusik und der Würzburger Innenstadtpfarreien vorgetragen wird. Großen Wert legt der Theatermacher darauf, dass die Veranstaltung den Charakter einer Meditation haben werde. Dafür sorge nicht zuletzt auch Domorganist Professor Stefan Schmidt, der sich um die musikalische Untermalung kümmere.
„Theater muss mehr sein als Unterhaltung. Es ist auch moralische Anstalt am Puls der Zeit – für die Menschen“, sagte Jansen. Die bisherigen Rückmeldungen zu dem Projekt „Eine Nacht in der Kindheit“ hätten ihm gezeigt, wie stark die Minuten der Bombardierung und die damit verbundenen Erlebnisse Menschen für ein ganzes Leben geprägt hätten. „Diese Generation trägt keine Schuld am Bombenkrieg, sie war nur betroffen.“ Die Schilderungen persönlicher Erlebnisse sind nach Jansens Angaben bisher nicht nur aus Würzburg und dem Umland gekommen, sondern zum Teil auch aus Hamburg, München und Berlin. „Bei mehr als zwei Dritteln wird davon berichtet, wie viel Kraft das Gebet ihnen in ihrer Not gab.“ Ausdrücklich dankte Jansen der Katholischen Akademie Domschule, die bei der Realisierung des Projekts als wichtige Schnittstelle fungiere.
Willkommen sind zur Vorbereitung von „Eine Nacht in der Kindheit“ im Übrigen auch Kinderzeichnungen des zerstörten Würzburgs. Sie werden bei einer geplanten Sonderpublikation zur Illustration und als Objekte einer möglichen Ausstellung verwendet. Schriftliche Einsendungen bis spätestens Montag, 15. Februar, an: Mainfranken-Theater Würzburg, Stichwort „Eine Nacht in der Kindheit“, Alexander Jansen, Theaterstraße 21, 97070 Würzburg, E-Mail alexander.jansen@stadt.wuerzburg.de, Fax 0931/3908-106. Mündliche Berichte, Fragen und Anregungen an die Katholische Akademie Domschule, Telefon 0931/38664500.
(0410/0114; E-Mail voraus)
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