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Dem Hirten trauen

Das Evangelium zeigt mir: Wenn ich „niemals zugrunde gehen will“ und das „ewige Leben“ erhalten möchte, muss ich eine andere Voraussetzung erfüllen.

Evangelium

In jener Zeit sprach Jesus:  Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen und niemand wird sie meiner Hand entreißen. Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen. Ich und der Vater sind eins. Johannes 10,27–30
Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir.   Wenn ich diesen Satz als erstes höre, hält sich meine Begeisterung in Grenzen. Wer von uns möchte schon gerne als „Schaf“ bezeichnet werden?
Was sind Schafe? Herdentiere. Und wer kennt den Ausspruch nicht: „wie ein Schaf zur Schlachtbank geführt werden“ – eigentlich nichts, was ich gerne über mich hören würde.
Andere Punkte im Evangelium sprechen mich dagegen sehr wohl an: ewiges Leben, niemals zu Grunde gehen, niemand wird sie meiner Hand entreißen – also Sicherheit. Wenn jetzt auch noch „ewige Jugend“, „Gesundheit“ „Leistungs­fähigkeit“ und „Unabhängigkeit“ dort stünden, könnte sich die Kirche vor Zulauf vermutlich nicht retten.Die Realität sieht allerdings anders aus.
Die oben genannten Attribute werden in unserer Gesellschaft von vielen angestrebt. Die Werbung führt es uns vor. Nur der Erfolg zählt.  Dazu gehört auch, dass ich Modelmaße habe, viel Geld, unabhängig bin und bitte – um Gottes Willen – niemandem zur Last falle.   Alle, die dem nicht entsprechen, haben es schwer. Gerade wenn ich krank werde, kann mir das Bild, dem ich glaube, entsprechen zu müssen, sehr zu schaffen machen. Außerdem: Meine Unabhängigkeit ist mir heilig!
Das Evangelium aber zeigt mir: Wenn ich „niemals zugrunde gehen will“ und das „ewige Leben“ erhalten möchte, muss ich eine andere Voraussetzung erfüllen.   Ich bin eingeladen, dem Hirten zu trauen, mich ihm anzuvertrauen.   Doch nun zum Hirten. Was ist denn die Aufgabe eines Hirten?   Er sorgt sich und kümmert sich um mich, wenn es mir schlecht geht, er trägt mich, weiß meinen Namen. Er kennt meine Eigenheiten, weiß um meine Ängste, kennt meine Unarten, weiß um die Fehler, die ich mache.
Ihm fällt auf, wenn ich mich fort­bewege, und er geht mir nach, wenn ich mich verlaufe, auch wenn ich mich anders orientiere. Und doch lässt er mich. Er lässt mich eigene Erfahrungen machen – und ist in der Nähe, wenn ich ihn brauche. Ich bin ihm wichtig. Ich kann mich auf ihn verlassen.
Für mich ist es nicht leicht, meine Unabhängigkeit aufzugeben. Das Gefühl, abhängig zu sein, ist mir unangenehm. Ich denke zurück an die Fußwaschung am Gründonnerstag. Lieber wasche ich doch anderen die Füße, als sie mir waschen zu lassen.   Lieber erledige ich Dinge doch selbst, dann weiß ich wenigstens, wie sie werden. Die Kontrolle aufzugeben ist mir ein Graus. Andererseits stelle ich es mir auch wunderbar vor, angenommen zu sein, so, wie ich bin, mit all meinen Fähigkeiten, aber auch mit all meinen Unzulänglichkeiten und Schwächen. Wer in einer Partnerschaft lebt, hat vielleicht eine Vorstellung davon, wie es ist, sich auch anlehnen und gehen lassen zu können. Geborgen zu sein.   Letztlich geht es wohl darum, was wirklich zählt im Leben, worauf ich bauen kann und wohin meine Sehnsucht im Tiefsten mich führt, und dem zu trauen. Das ist es, was ich mir und auch Ihnen wünsche. Dem Hirten zu trauen, der es gut mit mir meint und immer an meiner Seite ist, auch dann, wenn ich ihn nicht wahrnehmen kann – oder auch will. Er ist da.