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Brückenbauer zwischen Kirche und Staat

Ausstellung über Bischof Franz Joseph von Stein anlässlich des 100. Todestags im Bischöflichen Ordinariat Würzburg eröffnet

Würzburg/Amorbach (POW) Anlässlich des 100. Todestags des ehemaligen Würzburger Bischofs und späteren Erzbischofs von München und Freising, Franz Joseph von Stein, hat Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand am Montag, 4. Mai, die Ausstellung „Zwischen Kirche und Staat“ über den früheren Bischof im Foyer des Generalvikariats eröffnet. Bereits am Sonntag, 3. Mai, würdigte Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele seinen Amtsvorgänger bei einem Gottesdienst in Steins Geburtsort Amorbach als „Brückenbauer“ zwischen Kirche und Staat.

Steins Episkopat im Bistum Würzburg dauerte von 1879 bis 1898, einer für den bayerischen Katholizismus äußerst unruhigen Zeit: Staat und Kirche standen sich im „Kulturkampf“ gegenüber und rangen um gegenseitige Einflussnahme. Bereits Steins Arbeit als Professor an der Würzburger Julius-Maximilians-Universität, aber auch sein späterer Dienst als Erzbischof von München und Freising waren von den Auseinandersetzungen zwischen Kirche und Staat geprägt.

In der von Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg erarbeiteten Ausstellung wird vor allem Steins Wirken in Würzburg beleuchtet. Bischof Stein zeigte sich während seiner Amtszeit als gewissenhafter Seelsorger, der mit großem Eifer und enormer Selbstdisziplin seinen Dienst an der Diözese leistete. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit war die Stärkung der Pfarreienstrukturen im Bistum. Die ausgestellten Exponate im Foyer des Generalvikariats tragen bereits in ihrer Anordnung dem Ausstellungstitel Rechnung, wie Ausstellungsmacherin Veronika Heilmannseder vom Würzburger Diözesanarchiv bei der Eröffnung erläuterte: Die Ausstellung umrahmen zwei Vitrinen, die Steins Wirken als Seelsorger beleuchten und den Blick auf die Konflikte zwischen Kirche und Staat richten. Gezeigt werden Schriftstücke, Urkunden und Fotos, die einen Einblick in Leben und Wirken Steins geben.

Generalvikar Hillenbrand dankte dem Diözesanarchiv und unterstrich, es sei „nicht nur eine Frage historischer Referenz, an Bischof Stein zu erinnern“. Der ehemalige Würzburger Bischof sei heute „zu Unrecht vergessen“, habe er doch während einer für die Kirche äußerst bewegten Zeit gewirkt und schon damals Antworten auf Fragen gefunden, die heute wieder aktuell seien. Professor Dr. Wolfgang Weiß, Inhaber des Lehrstuhls für fränkische Kirchengeschichte an der Julius-Maximilians-Universität, sagte: „Ich glaube, Stein wollte ein unpolitischer Bischof sein. Es stellt sich jedoch die Frage, ob man das überhaupt sein kann. Gerade in München stand er an vorderster Front, aber als Bischof muss man das eben ertragen können.“

Die Würzburger Ausstellung zeigt nicht nur Exponate aus dem Würzburger Diözesanarchiv, sondern beinhaltet auch zahlreiche Schriftstücke aus dem Erzbischöflichen Archiv München. Die Leiter der beiden Einrichtungen, Professor Dr. Johannes Merz und Dr. Peter Pfister, lobten im Rahmen der Eröffnung die gute Zusammenarbeit der beiden Häuser: „Ein wichtiger Teil der gezeigten Dokumente liegt heute in München. Wir durften sie uns für diese Ausstellung im Original ausleihen und damit hier zusammen führen, was seit über 100 Jahren getrennt ist“, freute sich Merz bei der Ausstellungseröffnung. Sein Münchener Amtskollege lobte: In der „kleinen aber vorbildlichen Ausstellung“ werde ein sehr guter Überblick über Leben und Wirken Steins gegeben.

Bei einem Gedenkgottesdienst am Sonntag, 3. Mai, in Amorbach würdigte Bischof Scheele Stein als „Brückenbauer“ zwischen Kirche und Staat. Unter den verschiedenen Diensten Steins rage vor allem dessen Einsatz für den Frieden heraus: „Bereits seine Ernennung war ein Friedenssignal. Er war ein angesehener Universitätsprofessor, an dessen Treue zur Kirche kein Zweifel bestand. Zugleich sah die bayerische Regierung in ihm einen fairen Partner. Dass man sich darin nicht getäuscht hat, zeigt seine spätere Berufung nach München.“ Seinen Hirtendienst habe Stein als „Hüter und Helfer“ ausgeübt, der auf strapaziösen Reisen durch das Bistum stets den Kontakt zu den Priestern gesucht und sich beständig für die Arbeiterschaft eingesetzt habe.

Franz Joseph von Stein wurde am 4. April 1832 in Amorbach im Odenwald geboren. Nach seinem Abitur in Würzburg immatrikulierte sich Stein 1851 für ein Studium der Philosophie und Theologie an der Julius-Maximilians-Universität. Zwei Jahre später wurde er von Bischof Anton von Stahl zum Priester geweiht und wirkte als Kaplan in Hilders, Heidingsfeld und Schweinfurt. Seine Dissertation über Eusebius, den Bischof von Cäsarea, wurde von der Fakultät ausgezeichnet. 1867 übernahm Stein den Lehrstuhl für Pastoral- und Moraltheologie an der Ludwig-Maximilians-Universität. 1878 ernannte ihn König Ludwig II. zum Bischof von Würzburg, der Papst bestätigte diese Wahl wenig später, und so wurde Stein am 18. Mai 1879 im Kiliansdom vom Bamberger Erzbischof Friedrich von Schreiber zum Bischof geweiht. Im April 1898 wurde Stein zum Erzbischof von München und Freising ernannt, wo er nach über 30 Bischofsjahren am 4. Mai 1909 starb. Er liegt im Liebfrauendom zu München begraben.

Die Ausstellung „Zwischen Kirche und Staat“ kann im Foyer des Generalvikariats in der Domerschulstraße 2 in Würzburg während der regulären Öffnungszeiten des Bischöflichen Ordinariats bis Anfang Juli besichtigt werden.

(1909/0560; E-Mail voraus)

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