Würzburg (POW) Änderungen an den Regelungen von Hartz IV hat Bischof Dr. Friedhelm Hofmann in einem Interview der aktuellen Ausgabe von „Focus Money“ gefordert. „Die Kinderarmut in unserem Land – insbesondere durch zu geringe Hartz-IV-Sätze – kann nicht einfach akzeptiert werden. Wenn 1,9 Millionen Kinder unter 15 Jahren auf zusätzliche staatliche Förderung angewiesen sind, erfordert der Begriff der Menschenwürde Änderungen der bestehenden Praxis“, sagte Bischof Hofmann.
Er gehe davon aus, dass die Bezieher von Hartz IV unschuldig in diese Situation gekommen seien. Bei Menschen, die das System ausnutzten, sei zu fragen, ob man nicht mit dem Mindesthilfegebot zurechtkomme. „Aber wer Kinder erzieht, braucht eben Geld, um zum Beispiel gleiche Bildungschancen zu gewährleisten. Insofern dränge ich schon darauf, bei der Kinderarmut noch einmal nachzudenken und nachzufordern.“
Deutlich kritisierte Bischof Hofmann in dem Interview auch den geplanten Abbau von 840 Stellen bei Siemens in Bad Neustadt: „Hier sollen Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden, es geht also nicht um die Sicherung hiesiger Arbeitsplätze. Und man muss auch in Relation stellen, welche Gewinne Siemens im letzten Quartal gemacht hat. Wie ist dieser Abbau dann zu erklären?“
Die Finanzkrise habe doch gezeigt, dass erst eine ungehemmte Gewinnmaximierung zur Katastrophe führte. Bischof Hofmann fordert, den Mensch wieder mehr in den Mittelpunkt zu stellen. „Er darf nicht nur als Arbeitender, sondern muss zusammen mit seiner Familie gesehen werden.“ Auf diese ethische Einstellung fuße auch der berühmte Ausspruch des Unternehmensgründers Werner von Siemens: „Für einen augenblicklichen Gewinn verkaufe ich die Zukunft nicht.“ Nötig sei eine Abkehr vom reinen Profitdenken. Kapitalismus ohne soziale Komponente sei abzulehnen.
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