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Assistenten für Lebensfreude

Ein neuer Beruf macht die Pflege lebenswerter
KITZINGEN Sieben Tonnen Kleingebäck herstellen. Tag für Tag. Oder doch lieber Senioren mit Demenz betreuen? Für Robert Nowak aus Iphofen keine Frage: Seit rund drei Jahren ist er Betreuungsassistent im Seniorenheim St. Elisabeth.

Betreuungsassistent ist ein relativ neuer Beruf. Seit der Pflegereform 2008 gibt es ihn. Seit der Pflegereform 2015 stehen jedem Pflegebedürftigen ab Pflegestufe 0 diese zusätzlichen Betreuungsleistungen zu – egal, ob eine demenzielle Erkrankung diagnostiziert ist, oder nicht. Egal, ob der zu Pflegende daheim lebt oder in einem Seniorenheim. Es hat eine Weile gedauert, bis der Beruf nicht nur gesetzlich, sondern auch bei den Kollegen aus der Pflege anerkannt war. „Es war ein Prozess“, erinnert sich Christiane Greubel, die in St. Elisabeth die Arbeit der Betreuungsassistenten koordiniert. Mittlerweile sind die Zeiten längst vorbei, in denen sie als Hilfskräfte für das Pflegepersonal angesehen wurden. „Wir dürfen gar keine pflegerischen Leistungen ausüben“, betont Greubel. „Wir sind ausschließlich für zusätzliche Angebote zuständig.“ Angebote, die den Bewohnern Lebensfreude schenken, die sie beschäftigen – körperlich wie geistig.

Mitunter muss ein Betreuungsassistent dabei wie ein Animateur fungieren, erzählt Greubel. Manchmal wollen die Senioren für ein bestimmtes Angebot einfach begeistert werden. Der Lohn stellt sich in der Regel aber schnell ein. „Unsere Bewohner sind dank der Arbeit der Betreuungsassistenten ruhiger und ausgeglichener“, freut sich Einrichtungsleiterin Elisabeth Müller. „Sie fühlen sich geborgener.“

Sieben Betreuungsassistenten gehen im Seniorenheim St. Elisabeth in Kitzingen ihrem Beruf nach. Vier Frauen und drei Männer. Sie kommen aus unterschiedlichen Berufen, sie haben unterschiedliche Fähigkeiten und Interessen. Aber eines eint sie: Der Wunsch, alten Menschen das Leben zu verschönern. Robert Nowak hat Bäcker und Konditor gelernt. Er hat Hörnchen, Brötchen und Nussecken gebacken, bis sein Rücken nicht mehr mitmachte. Jetzt leitet er jeden Dienstag eine Gymnastikgruppe in St. Elisabeth, denkt sich für die 80- und 90-Jährigen Übungen mit Therabändern und Schwimmnudeln aus. Am Donnerstag spielt er mit den Senioren Bingo. Und zwischendurch setzt er seine kreativen Ideen in die Tat um: XXL-Memory, ein Luftballonspiel mit PET-Flaschen. Die Senioren sind mit Feuereifer dabei. „Ich habe mein berufliches Glück gefunden“, sagt Nowak.

160 Stunden theoretischen Unterricht umfasst eine Qualifizierung zum Betreuungsassistenten. Eine Hospitation mit 40 Stunden und ein Praktikum über zwei Wochen kommen dazu. Viele Betreuungsassistenten haben schon vorher einen artverwandten Beruf erlernt, sind Kranken- oder Altenpfleger. Elke Hobusch ist über das Ehrenamt zum neuen Beruf gekommen. Hobusch leitet seit ungefähr einem Jahr die Bastelgruppe, zehn bis zwölf Senioren sind einmal in der Woche dabei. „Für die Feinmotorik sind diese Übungen Gold wert“, sagt sie. Und für das Selbstvertrauen auch. Die Bastelarbeiten werden als Deko in den Wohnbereichen ausgestellt. Oder sie dienen als willkommenes Geschenk, wenn der Enkel zu Besuch kommt.

Betreuungsassistenten leisten eine Arbeit, die von den Pflegekräften aus Zeitgründen schon lange nicht mehr bewältigt werden kann. „Wir leiten die Senioren an, reden viel mit ihnen und versuchen, ihre Fähigkeiten lange zu erhalten“, erklärt Christiane Greubel. Basteln, singen, gärtnern, spielen, musizieren: Beschäftigungsmöglichkeiten gibt es genug. Monika Pfannes ist für den Wohlfühlfaktor zuständig. Sie lädt die Senioren zu einem Wohlfühlbad ein – inklusive Musik, Schaum und Badeenten. Wer mag, wird hinterher frisiert und eingecremt. Michaela Landwehr arbeitet mit Klangerlebnissen, hat auch schon mit den Senioren getrommelt. „Wir können ganz anders mit den Senioren umgehen“, sagt die gelernte Altenpflegerin. „Wir haben viel mehr Zeit.“ Zeit, die auch für Einzelbetreuung genutzt wird. Die schwer Pflegebedürftigen, diejenigen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an den Gruppenangeboten teilnehmen können, bekommen dank der Betreuungsassistenten ebenfalls mehr Zuwendung. „Wir reden mit ihnen, nehmen sie mal in den Arm, streicheln sie“, erzählt Hobusch. „Sie merken, dass sie nicht alleine sind.“

Einfach ist der Job nicht immer. Auch Senioren haben ihre Launen. „Eine hohe Frustrationstoleranz hilft“, sagt Christiane Greubel. Wer Betreuungsassistent werden will, der sollte vor allem die Fähigkeit zur Empathie mitbringen. „Man muss Menschen mögen“, betont sie. „Das ist die Grundvoraussetzung für diesen Job.“

Robert Nowak mag die Senioren. Er unterhält sich gerne mit den Bewohnern – beispielsweise über Oldtimer und wie man Autos repariert. „So kommen alte Erinnerungen wieder hoch.“ Die Gespräche liefern ihm auch immer wieder Anregungen für neue Angebote. Nowak gestaltet Themenabende, hat auf seinem Laptop Musikvideos aus den 50er und 60er Jahren sowie berühmte Sketche von Loriot oder Didi Hallervorden gespeichert. „Wir wissen, was die Bewohner lieben“, sagt er. „Weil wir die Zeit haben, ihnen zuzuhören.“