Die Fastenzeit kann ja auch eine Zeit sein, um über unser Leben nachzudenken und uns vielleicht sogar (zumindest teilweise) neu auszurichten. Als Beauftragter des Bistums Würzburg für Kirche und Sport bediene ich mich bei derartigen Fragen gerne im Bereich des Sports, genauer im Bereich des Fußballs.
Aber: was könnte uns der Fußball in der Fastenzeit konkret für unser Leben sagen?
Nun, um ein guter Fußballer zu sein, ist unter anderem eine hohe fußballerische Qualität und eine gute Technik im Umgang mit dem Ball nötig. Fußballer aller Ligen versuchen Woche für Woche ihre Technik durch ausgefeilte Trainingsmethoden stetig zu verbessern. Dies ist auch dringend nötig, will man erfolgreich Fußball spielen. Denn der Ball wird natürlich nicht nur mit den Füßen gespielt. Er kann zum Beispiel auch mit dem Oberschenkel, der Brust, dem Kopf oder sogar dem Hintern gespielt werden. Letzteres kommt zwar eher selten vor, ist aber theoretisch erlaubt und praktisch möglich. Mit der Brust oder mit dem Oberschenkel können beispielsweise hohe Bälle sehr gut angenommen und weitergespielt werden. Dabei wird der Ball mit zurückgelehntem Oberkörper oder dem Oberschenkel sozusagen gefangen, auf den Fuß gelassen, auf den Boden befördert, wo angenehm mit ihm weitergespielt werden kann.
Das Leben spielt uns auch immer wieder hohe Bälle zu, die so manches Mal zu hoch für uns sind, mit denen wir nichts anfangen können, die uns überfordern. Da müssen wir im Laufe des Lebens auch Techniken bzw. Strategien entwickeln, die uns helfen, diese Bälle anzunehmen und für uns so klar zu bekommen, dass wir gut mit ihnen weiterspielen können. Diese Techniken lassen sich nicht verordnen, sie wollen erprobt und dann regelmäßig trainiert werden. Sicherlich haben wir für verschiedene Situationen auch verschiedene Strategien. Beim Fußball kommen hohe Bälle meist jedes Mal anders auf einen zu. Es gibt wie so oft auch hier kein Patentrezept und keine Universal-Strategie, die hundertprozentig zum Erfolg führt. Die Mühe, unsere ganz persönliche Technik zu entwickeln, sollten wir uns schon machen. Warum nicht gerade jetzt in diesen Wochen der Fastenzeit?
Folgende Fragen können uns dabei helfen: Was sind hohe Bälle in meinem Leben? Und was könnten Techniken in unserem Leben sein, die uns helfen „den Ball flach zu halten“? Ein Gespräch mit einem guten Freund? Etwas Ruhe? Musik? Sport? Ein Spaziergang? Etwas Abstand von der Sache gewinnen?
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Nachdenken und Ausprobieren.
Dr. Thorsten Kapperer
Pastoralreferent im Pastoralen Raum Gemünden